Wir haben spätestens jetzt begriffen, wie krisenanfällig das System ist, das uns ernährt. Die Preise für Getreide und Milch stiegen um 50 Prozent, für Kartoffeln und Tomaten um 30 Prozent. Deutschland ist Importweltmeister von Gemüse und Obst wie Äpfel und Quitten.
Auf einem Almbauernhof scheint die Welt noch in Ordnung: Die Kühe grasen auf der Wiese. Aus der Milch wird in der eigenen Käserei der gute Almkäse gemacht. Alles regional, alles biologisch. Und alles sehr weit von der Realität unserer modernen Landwirtschaft entfernt.
Wer an Deutschlands Feldern vorüberfährt, sieht dort viele Monokulturen. Mais, Gerste, Weizen und Raps. Über die Hälfte des hier angebauten Getreides landet gar nicht auf dem Teller, sondern im Futtertrog oder im Tank.
Obwohl deutsche Landwirte mit knapp sieben Milliarden Euro pro Jahr aus der EU subventioniert werden, schließen im Schnitt zehn Höfe am Tag für immer. Jungbauern aber haben kaum Chancen, neue Betriebe zu gründen. Ackerland ist vielerorts unbezahlbar geworden. Auch, weil große Investoren nach dem kostbaren Boden greifen. Etwa 60 Prozent der Fläche gehören inzwischen nicht-landwirtschaftlichen Eigentümern.
Journalist und Moderator Louis Klamroth begibt sich auf Spurensuche. Er trifft einen Bäcker, der nicht weiß, wie lange sein Laden die steigenden Preise für Backzutaten und Energie noch überleben wird. Er begegnet einem Bauern, in dessen Nachbarschaft die ALDI-Stiftung gerade im großen Stil Flächen gekauft hat und einem Investor, der zufrieden berichtet, mit dem Kauf und Verkauf landwirtschaftlicher Betriebe eine ordentliche Rendite gemacht zu haben.
Er begleitet die beiden Landwirte Tim Nandelstädt und Torben Reelfs, die davon träumten, in Deutschland einen Hof zu gründen und mangels Land schließlich ins Ausland gingen - ausgerechnet in die Ukraine. Klamroth besucht sie auf ihrem Hof dort. Tausende Tonnen Weizen liegen in den Lagerhallen. Kaum zu verkaufen, wegen blockierter Lieferwege. Und so steht der Hof der beiden vor der Pleite.
Dabei, das erfährt Louis Klamroth bei Dreharbeiten im Libanon, würde der Weizen in Beirut dringend benötigt. Die Menschen dort hungern, auch die Mittelschicht. "Ich muss mich in diesem Jahr entscheiden, ob ich für meine Kinder die Bildung zahle, Arztbesuche oder ob ich ihnen etwas zu essen gebe", sagt eine Mutter unter Tränen.
Aber auch in Deutschland wird gutes Essen für etliche zum unbezahlbaren Luxus. "Ich esse nur noch an einem von zwei Tagen warm", sagt die alleinerziehende Mutter Ella vor einem Discounter in Hamburg im Interview. "Ich verzichte, damit mein Sohn essen kann."
Klamroth stellt Landwirtschaftsminister Cem Özdemir und Bauernpräsident Joachim Rukwied die Frage: Wie wurde unsere Landwirtschaft so krisenanfällig? Er sucht aber auch nach Lösungen. Zum Beispiel in Städten, die ihre Flächen nicht mehr an Investoren, sondern an Jungbauern verpachten.