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Allein unter Millionen

Die Epidemie der Einsamkeit

"ZDFzeit: Allein unter Millionen - Die Epidemie der Einsamkeit": Ein Mann steht alleine in einem U-Bahnhof. Vor ihm fährt gerade eine U-Bahn mit gelben Wagons vorbei.
von Anne Kauth, Roger Melcher und Rita Stingl

Wir leben in modernen Zeiten, in einer vernetzten Welt. Wir kommunizieren mit Menschen auf der anderen Seite des Globus, und dennoch: Noch nie zuvor waren die Menschen so einsam wie heute.

Datum:
22.02.2022
Verfügbarkeit:
Video leider nicht mehr verfügbar

Experten sprechen von einer "Epidemie der Einsamkeit": niemand, der da ist, niemand, der mit einem spricht. Viele haben keine Person, an die sie sich wenden können, sie fühlen sich von der Gesellschaft ausgeschlossen. Alleinsein kann uns auf Dauer krank machen.

Für "ZDFzeit" geht Tennisprofi Andrea Petković der Epidemie der Einsamkeit auf den Grund. Auch sie kennt das Gefühl. Oft Tausende Kilometer entfernt von zu Hause, tritt sie bei internationalen Tennisturnieren an, wohnt in anonymen Hotels und ist mit ihren Gefühlen nach gewonnenem oder verlorenem Match allein. Petković führt durch die Dokumentation und zeigt den Zuschauern die verschiedenen Facetten des Tabuthemas Einsamkeit.

Karrieredrang statt Sozialleben

Vereinsamung gilt mittlerweile als eines der größten sozialen Probleme westlicher Gesellschaften. In Umfragen erklärte jeder zehnte Deutsche, sich einsam zu fühlen. Das Gefühl der Einsamkeit trifft Menschen jeden Alters: vor allem Senioren, aber auch Jugendliche und Mittdreißiger, Menschen, die mitten im Berufsleben stehen. Denn, wer beruflich vorankommen will, muss mobil sein. Um der Karriere willen an einen Ort ziehen, wo es bessere Ausbildungs- und Berufschancen gibt. Meist in den Großstädten, fernab der Heimat. Familie und Freunde in weiter Ferne, die Nachbarn kennt man kaum. Und der stressige Job lässt wenig Zeit, neue Kontakte aufzubauen. Einsamkeit ist ein Problem unserer modernen Zeit, das durch Corona und daraus folgende Vereinzelung noch verstärkt wird.

"ZDFzeit" hat Menschen gefunden, die über das Tabuthema Einsamkeit sprechen und Einblick geben, wie sie mit dem belastenden Gefühl umgehen. Für Dominik hat sein Beruf oberste Priorität: "Mein Job definiert schon immer, wo ich wohne." Der 38-Jährige arbeitet als Wirtschaftsjurist – seine Berufsangebote haben ihn quer durch Deutschland getrieben, immer der Arbeit hinterher. Erfolg im Beruf kompensiert viel in seinem Leben – nur das Privatleben bleibt auf der Strecke. Das Verhältnis zu seinen Kollegen ist gut, aber Treffen nach der Arbeit gibt es nicht. Emotional auftanken kann Dominik bei seiner Familie und seinem besten Freund – Menschen, die er aufgrund der räumlichen Distanz viel zu selten sieht.

Wege aus der Einsamkeit 

Auch Bärbels Tochter ist einem attraktiven Jobangebot gefolgt. Zurück blieb die 74-jährige Rentnerin – Kind und Enkel weit weg. Vor allem ältere Menschen tun sich schwer, neue Kontakte aufzubauen. Das Bundesfamilienministerium stellt fest: Jede fünfte Seniorin oder jeder fünfte Senior ab 75 Jahren fühlt sich einsam. Erst mit therapeutischer Hilfe fand die Rentnerin wieder Halt und hat sogar ein neues Hobby für sich entdeckt: tanzen.

Wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen: ob gärtnern, schreinern, backen. In Großbritannien wird Gesellschaft als Rezept verordnet: "Social Prescribing", so der Begriff. Auf dem Inselstaat hat man erkannt: Vereinsamung hat Folgen für Gesundheit und Wirtschaft. 2018 wurde das weltweit erste "Einsamkeitsministerium" eingerichtet. CDU-Politikerin Diana Kinnert hat zum Thema geforscht und sieht massive Fehlentwicklungen in unserer Gesellschaft: "Wir haben ein Einsamkeitsproblem. Unser Gemeinwesen ist mit einer neuen Form von Vereinzelung konfrontiert. Es kann dazu führen, dass sich ein Gemeinwesen nicht mehr als Gemeinwesen fühlt, dass Solidarität abnimmt, dass kein Zusammenhalt da ist, dass Spaltung zunimmt."

Soziale Medien befördern Vereinsamung

Mitursache für die zunehmende Vereinzelung sind laut Experten soziale Medien. Wir sind ständig online, die Zahl der Follower bestimmt, wie beliebt wir sind. Facebook und Instagram werden zum Ersatzleben. Doch Likes sind eine Illusion – was nutzen Hunderte virtuelle Freunde, wenn echte Beziehungen fehlen?

Pauline ist 16 Jahre alt und sagt: "Social Media ist toxisch." Und dennoch hat sie sich jetzt wieder bei Instagram angemeldet, um nichts zu verpassen. Dass Jugendliche in so großer Zahl von Einsamkeit betroffen sind, führt Kinder- und Jugendpsychologin Elisabeth Raffauf auf den wachsenden Druck zurück. Die Anforderungen an die jungen Menschen seien enorm. Es gebe 1000 Möglichkeiten, viele seien mit der Entscheidungsfindung überfordert. Zudem herrsche ständige Vergleichbarkeit. Über Social Media könne man sehen, was die anderen machten. Das erzeuge Unzufriedenheit mit sich und dem eigenen Leben.

In der Dokumentation kommen Menschen zu Wort, die offen über dieses schambehaftete Thema sprechen und zeigen, wie ihr ganz persönlicher Weg hinaus führt aus der Einsamkeit.

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