Die Ideologie innerhalb des Reichsbürgermilieus ist eine "antideutsche Weltverschwörung". Sie vereint die fundamentale Ablehnung der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Rechtsordnung. Damit stellen sie eine akute Bedrohung für die Demokratie dar.
Die Ablehnung der Bundesrepublik Deutschland
In Deutschland zählen laut Verfassungsschutz etwa 23.000 Personen zum breiten Spektrum des Reichsbürgermilieus, 1000 werden aktuell als rechtsextrem eingestuft. Die Dunkelziffer ist weitaus höher. Manche leben ihre Ablehnung für die BRD offen aus und schreiben ihre eigenen Regeln.
So wie das selbst ernannte Oberhaupt des Fantasiestaates "Königreich Deutschland", Peter Fitzek. Der oberste Souverän, wie er in eigenen Reihen betitelt wird, versammelt seit der Gründung 2012 einige Tausend treue Gefolgsleute um sich. Die Zugehörigen des "Königreich Deutschland" haben ihre eigene ID-Card, sogar ihre eigene Währung, und viele arbeiten und leben in den selbst ernannten Staatsgebieten des Königreichs - in Wittenberg, Bärwalde oder Wolfsgrün.
Auf den ersten Blick könnte man das alles als harmlose Spinnerei abtun, doch im Kern ihrer Ideologie steht die Ablehnung der Existenz der Bundesrepublik Deutschland als legitimer und souveräner Staat, seiner Repräsentanten und der gesamten deutschen Rechtsordnung.
Von Spinnerei zum Putschversuch
Dass diese politische Haltung ernsthafte Folgen haben kann, wurde mit den ersten Attentaten aus dem Reichsbürgermilieu im Jahr 2016 deutlich und nicht zuletzt durch den Sturm auf den Reichstag zu Beginn der Pandemie 2020 und den Putschversuch im Winter 2022. Eine Gruppe gut vernetzter Reichsbürger und Verschwörungsideologen sollen versucht haben, die staatliche Ordnung zu beseitigen und mit Waffengewalt einen Umsturz herbeizuführen. Peter Fitzek und seine Untertanen lehnen Gewalt ab, doch auch der selbst ernannte König hat nachgewiesene Kontakte zum rechtsextremen Milieu.
Hinter Nationalstolz und dem Schutz deutscher Identität können auch Fremdenhass und Antisemitismus stehen. Im Kern hegen alle Gruppierungen eine sogenannte antideutsche Weltverschwörung, eine spezifisch deutsche Form antisemitischer Verschwörungsideologien.
Warum wird man Reichsbürger?
In dieser Folge erzählen zwei Reichsbürger aus dem "Königreich Deutschland", warum sie ein Leben in der BRD ablehnen, sie sich für das "Königreich Deutschland" entschieden haben und dass die Pandemie dafür maßgebend war.
Reichsbürger Joachim Widera wollte schon als Kind Kanzler werden. Heute ist er dabei, seine Träume von damals zu verwirklichen. Widera gründete im Jahr 2007 die nationalliberale Partei "Deutsche Zukunft". Das große Ziel, eines Tages selbst als Reichskanzler an der Spitze Deutschlands zu stehen.
Wie organisiert und kalkuliert die rechte Szene agiert, erzählt Aussteigerin Lisa Licentia, die ehemalige Influencerin, einst die Stimme der Identitären Bewegung auf YouTube und Social Media. Die Hintergründe und Wirkungsweisen des Reichsbürgermilieus werden von Experten eingeordnet, wie Tobias Ginsburg, Jan Rathje, Sören Musyal und Pia Lamberty.
Die sechsteilige Doku-Serie "Verschwörungen - Die Wahrheit der Anderen" begibt sich in das skurrile wie abgründige Paralleluniversum von Verschwörungserzählungen.