Der russische Präsident Vladimir Putin gibt sich stur. Trotz massiver wirtschaftlicher Sanktionen bricht er die Invasion nicht ab. Was hat er vor? Auch andere europäische Länder fühlen sich bedroht. Jetzt rüstet Europa auf. Lässt sich damit der Frieden sichern?
Eine Aufrüstungsspirale hat begonnen
Das gegenseitige Vertrauen schwand über Jahre. Nicht erst seit der Brandrede von Putin auf der Münchener Sicherheitskonferenz 2007 herrschte Eiszeit. Schon zuvor hatte Moskau die Ratifizierung des KSE-Abkommens zur Reduzierung von Panzern und anderen konventionellen Waffen in Europa ausgesetzt. Der Grund: Die USA machten den Abzug aller russischen Soldaten aus Ländern, die hier kaum bekannt sind, zur Bedingung: Südossetien, Abchasien und Transnistrien.
Nicht zuletzt durch die Ereignisse in der Ukraine ist jetzt eine Aufrüstungsspirale in Gang gesetzt worden. Schon in den vergangenen Jahren wurden auch für die Bundeswehr stärkere Kampfpanzer Verbände gefordert. Diese Stahl und Eisen Mentalität wurde in einigen Manövern bildstark demonstriert. Seit Ende des Kalten Krieges waren in Europa Panzerverbände nicht mehr in dieser Größe zum Übungsgefecht angetreten. Mehr Waffen gilt vielen immer noch als bester Schutz.
Aber selbst in NATO Stäben wurde dies auch kritisch gesehen. Viel wichtiger seien Brückenlege Kapazitäten. Hier verfügt die Bundeswehr gerade noch über eine Einheit, während andere Länder diese überhaupt nicht mehr bereit halten. Belgien und die Niederlanden haben ihre Panzerverbände aufgelöst, während Frankreich, Großbritannien und Polen jeweils rund tausend Panzer einsetzen können.
Droht ein großer Krieg?
Schwedische Panzer rollen durch Visby. Entladen wurden sie aus einer gigantischen US-Transportmaschine vom Typ Starlifter, die erstmals auf dem kleinen Flughafen der Insel landete. Die Bilder schafften es in die Nachrichten und das sollten sie auch. Bereits seit 2015 wurde die kleine Garnison auf der Insel wieder besetzt. Für die Abwehr einer Invasion wären wohl eher Kampfhubschrauber als Panzer sinnvoll. Doch die Aktion ist mehr symbolisch: In Schweden wollen starke politische Kräfte einen Beitritt in die NATO. So auch in Finnland. Das wäre ein weitere Drehung der Eskalationsspirale in den Augen des Kreml.
Viele drastische Ereignisse in den letzten Jahren wurden wenig wahrgenommen. Es gab jüngst russische Flottenmanöver nie gekannter Größe vor Fehmarn. Tausende US Soldaten übten im Baltikum spektakuläre Seelandungen. Drohgebärden oder reale Bedrohung? Einiges deutet darauf hin, dass beide Seiten übertreiben. Die Schlacht um die öffentliche Meinung hat begonnen.