Die Eroberung des Nordkaukasus im 19. Jahrhundert ist entscheidend für Russlands Aufstieg zur Weltmacht. Doch der Widerstand der kaukasischen Völker ist groß – bis heute. Wo liegen die Wurzeln des historischen Konflikts, und welche Auswirkungen hat er auf die Moderne?
Forderung nach eigenem Staat
Im 19. Jahrhundert bringt Russland den Nordkaukasus in einem über 60 Jahre andauernden Krieg unter seine Kontrolle. Damit sichert es seine südliche Außengrenze und den Zugang zum Süden. Als die Sowjetunion zerbricht, sind es vor allem die Tschetschenen, die einen eigenen Staat fordern. 1991 erklären sie ihre Unabhängigkeit, die von Russland nicht akzeptiert wird. Daraufhin beginnt Boris Jelzin einen brutalen Krieg, doch das Unmögliche geschieht: Das kleine Tschetschenien gewinnt und wird unabhängig.
Eine Schmach, die der bis dahin unbekannte Wladimir Putin im Jahr 1999 vergessen machen will. Im Laufe eines als "Militäroperation" deklarierten Krieges versucht er, den Willen Tschetscheniens zu brechen. Tausende Menschen fliehen ins Exil, so auch Apti Bisultanow. Im Laufe der Dokumentation entdeckt der tschetschenische Dichter die Geschichte seiner Heimat als Teil Russlands und des Nordkaukasus - und dabei seine eigene.
Kein Ende der Gewalt
Seit 2007 herrscht mit Ramsan Kadyrow ein von Putin eingesetzter Autokrat über die russische Teilrepublik Tschetschenien. Der Nordkaukasus scheint befriedet, und die Einwohner kämpfen treu an Putins Seite. Doch die Kosten Moskaus für den Frieden sind hoch, und ein Ende der Gewalt ist bis heute nicht in Sicht. Gegner werden auch über Landesgrenzen hinaus verfolgt, wie der Mord am ehemaligen Militäroffizier Selimchan Changoschwili im Berliner Tiergarten zeigt. Die Dokumentation besucht dessen Familie und zeigt die aktuelle Situation des tschetschenischen Volkes.
Der Kaukasus verbindet Europa und Asien und ist Heimat von über 50 verschiedenen Ethnien. Damit gilt er seit jeher als Spielball historischer und moderner Großmächte – und als eine der konfliktreichsten Regionen der Welt. Ist eine Lösung in Sicht?