Das strikte Verbot von Abtreibung, weit verbreitete Homophobie und die Verklärung der Jungfräulichkeit finden sich in Polen ebenso wie NGOs, die für mehr Liberalität kämpfen oder die jährliche Gay Pride in Warschau mit Zehntausenden Teilnehmern organisieren.
Zu ihnen zählt auch Lukasz, der sich Luke nennt. 2018 wurde er zu Mr. Gay Poland gekürt. Bei einem Nacktfotoshooting für ein Magazin lässt er sich mit einer Bodypaint-Regenbogenflagge ablichten. Außerdem renoviert er mit seinem Mann Kendrik ihre gemeinsame Wohnung in Krakau. Wie lebt es sich offen schwul in einem Land, in dem sich viele Regionen im Süden zu sogenannten LGBTQ-freien Zonen erklären?
Jungfräulich für den Glauben
Der Norden des Landes ist liberaler, obwohl auch hier die katholische Kirche einen großen Einfluss auf das Alltagsleben ausübt. Hier lebt Emilia mit ihrem Mann Slawek und den vier Kindern. Sie gingen jungfräulich in die Ehe, haben eine sehr konservative Sicht auf Abtreibung, Sex und Familienleben. Am Fest des Corpus Christi flicht Emilia Kränze, Slawek beteiligt sich am Festumzug, und die Kinder sind als Messdiener dabei.
Manchmal geht die Liebe zu Gott noch ein Stück weiter. Katarzyna ist Mitte 20 und sitzt im Rollstuhl. Die zarte Person heiratet in einer seltenen Zeremonie Jesus. Damit ist sie eine von 4000 geweihten Jungfrauen weltweit. Ihr Pater erläutert den Stellenwert der Jungfräulichkeit für den Glauben.
Kleine Ausnahmen
Es ist selten, dass in der katholischen Kirche offen über Sex gesprochen wird. Eine Ausnahme bildet Pater Piotr Slizewski. Er dreht Filme über Fremdgehen und Masturbation und wie der Mensch sich aus den Fesseln der sexuellen Sucht lösen kann, um in Einigkeit mit der Bibel Sex zu haben.
Apropos Fesseln: Die japanische Fesselkunst Shibari hat eine kleine, aber sehr aktive Szene in Polen. Ganraptur und seine Freundin Slaneesh – unter diesen Namen kennt man sie in der Szene - geben landesweit Shibari-Workshops. Ein Seminar in Warschau vermittelt Einblick in die Fesselkunst. Was fasziniert die Teilnehmenden an Shibari, und was macht sie dabei an?
Wie wollen wir lieben? Die Sehnsucht nach Glück ist universell, aber die Wege dorthin sind schmerzhaft und bewegend, überraschend und skurril.