Mit seinem gewaltfreien Widerstand war Mahatma Gandhi ein Wegbereiter der Unabhängigkeit. Er wollte einen pluralistischen, säkularen Staat und Chancengleichheit. Doch die Realität sieht anders aus. Indien ist ein Land zwischen extremer Armut und extremem Reichtum.
Kasten und ihre tiefen Spuren in der Gesellschaft
Das durch die Verfassung verbotene Kastenwesen sorgt weiter für Ausgrenzung. Kinder werden in Ziegeleien, sogenannten Brick Yards, ausgebeutet und können nicht zur Schule gehen. Indigene werden wegen der Profitgier von Konzernen von ihrem Land vertrieben. Und immer wieder kommt es zu Gewaltexzessen gegen Frauen.
Gleichzeitig hegt das von Narendra Modi und seiner Hindu-nationalistischen Partei BJP regierte Land große weltpolitische Ambitionen - und ist sogar auf dem Sprung ins Weltall.
Doch Indien ist auch ein Land voller Spiritualität, mit einer reichen kulturellen Geschichte, das bei allen Problemen kreative Köpfe und Ideen hervorbringt. Und es gibt engagierte Inderinnen und Inder, die für eine bessere Zukunft kämpfen.
Arun Gandhi, Enkel Mahatmas, ordnet Geschichte ein
Arun Gandhi, Enkel des 1948 ermordeten Mahatma Gandhi, ist ein hervorragender Kenner der indischen Geschichte. In der Dokumentation schlägt er die Brücke zwischen gestern und heute. Er erzählt persönlich und anekdotisch über seinen Großvater, mit dem er als Kind einige Jahre zusammengelebt hat. Er kennt die Vorstellungen seines Großvaters, hat sie in einem vielbeachteten Buch festgehalten und zieht Vergleiche zur jüngeren Geschichte und Gegenwart des Landes.
Komplementär zu Arun Gandhi legt die indische Wissenschaftlerin und Globalisierungskritikerin Vandana Shiva den Finger in die Wunde:
Zwischen Gandhis Idealen und der Realität heute liegt bisweilen eine tiefe Kluft.
Ihre Haltung ist klar: Auch heute ist ziviler Ungehorsam notwendig.
Indien feiert den Jahrestag seiner Unabhängigkeit. Wie steht es um Demokratie, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit dort heute - und wohin steuert das Land?