Zwischen Strandkörben und Krabbenbrötchen, in den beliebten Urlaubsgebieten an der Nord- und Ostseeküste finden wir sie: sperrige Relikte aus der Zeit des Nationalsozialismus. Der fünfte Teil der Reihe "Böse Bauten" reist von Holland bis an die Ostsee.
Wie geht die Küstenregion mit dem Nazi-Bauerbe um? Die Bunker des sogenannten "Atlantikwalls" im niederländischen Scheveningen, dem See-Vorort von Den Haag, bieten ein bizarres Bild, mitten in der Ferienidylle. Was soll man mit ihnen anfangen? Eine jüngere Generation von holländischen Denkmalpflegern kümmert sich nun um diese sperrigen Bauwerke, die die deutschen Besatzer einst hinterlassen haben. Fachleute erforschen sie, graben sie aus dem Dünensand und sanieren sie. Der Atlantikwall: ein länderübergreifendes, europäisches Kriegs-Monument, das für die Zukunft erhalten sein will.
Derweil sorgt das längste und wohl prominenteste NS-Bauwerk des Nordostens, das einstige KdF-Seebad Prora auf Rügen, immer wieder für Schlagzeilen. Schicke Eigentumswohnungen verkaufen sich bestens, aber was wird vom Original noch erfahrbar bleiben? Nun soll auch noch ein Sportboothafen entstehen.
In Peenemünde, auf der Ostsee-Insel Usedom, versucht man indessen, das munitionsbelastete Sperrgebiet der ehemaligen Heeresversuchsanstalt - in der Wernher von Braun, der "Vater" der US-Mondlandung, mit der V2-Rakete frühe Karriere machte - endlich voll zugänglich zu machen.
Und in Hamburg? Dort streitet man sich um die Nachnutzung von NS-Bauten, um Flaktürme und Bunker. Mit dem Verein "Hamburger Unterwelten" erforscht die Dokumentation bisher schwer zugängliche Orte - und ein solcher Ort liegt mitten auf, beziehungsweise unter der Reeperbahn. Zudem wird die Architekturhistorikerin Dr. Sylvia Necker den "Albert Speer" von Hamburg vorstellen und auf das Außenlager des KZ Neuengamme hinweisen.
In Schleswig-Holstein, an der Nordseeküste im Kreis Dithmarschen, haben die Nationalsozialisten in sogenannten Koogs dem Meer Land abgetrotzt und Bauern angesiedelt. Der ehemalige "Adolf-Hitler-Koog", heute Dieksanderkoog, ist noch erhalten, und immer noch leben hier viele Nachfahren der ersten Bewohner. Zurzeit wird der Koog mit seiner Anti-Kirche, in der rätselhafte Schriftzüge auf einen Hitleraltar verweisen, erforscht. Die Vergangenheit gibt ihre Geheimnisse preis.