Bürokratieabbau? Von wegen! In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Vorschriften um 20 Prozent gestiegen. Der durch neue Regeln und Gesetze verursachte Aufwand nimmt weiter zu: 2023 lag der bürokratische Kostenfaktor bei 26,8 Milliarden Euro.
Ehrenamtliche am Limit
"Du musst ja praktisch einen Jahresplan haben, wann du welche Genehmigung beantragen musst. Und das nimmt viel Zeit in Anspruch", erzählt Ines Lannig, die ehrenamtlich das Volksfest im bayrischen Feldkirchen organisiert. Neben ihrer Teilzeitstelle kümmert sie sich um den bürokratischen Aufwand im Vorfeld. Vollzeit neben ihrem Ehrenamt zu arbeiten, wäre für die 58-Jährige nicht machbar. "Also, ich bin der Meinung, dass das Ehrenamt irgendwann ausstirbt, weil du die Leute einfach nicht mehr umsonst bekommst."
Viele bürokratische Hürden
Jennifer Müller, Landwirtin aus Ruhwinkel in Schleswig-Holstein, verbringt zwei Drittel ihrer Arbeitszeit mit Verwaltung. "Wir müssen Dokumentationen, die wir ohnehin für die praktische Arbeiten nutzen, noch mal in andere Formate transformieren, damit die Behörden das gegebenenfalls auslesen können. Und wir müssen das für mehrere Stellen machen." Unterschiedliche Fristen und unangekündigte Kontrollen verschärfen die Lage.
Aktenberge in der Gastronomie
Auch Martin Osterrieder, Wirt des Ausflugslokals "Siebenbrunn" in München, beklagt die überbordenden Dokumentationspflichten. Temperaturkontrollen, Schankanlagenprüfung, Dienstpläne, Allergene – die Liste ist endlos. "Die halbe Woche bist du eigentlich am Schreibtisch. Und da draußen sitzt der Gast und sagt: Ist der Wirt noch im Bett?" Im Gastgewerbe liegt der wöchentliche Bürokratieaufwand laut einer DIHK-Studie bei durchschnittlich 14 Stunden.
Die "ZDF.reportage" begleitet Ehrenamtliche und kleine Unternehmen in ihrem täglichen Kampf gegen die Bürokratie.