Gegenwärtig fehlen in Deutschland mindestens 70.000 LKW-Fahrerinnen und Fahrer, so der Branchenverband BGL. Jährlich gehen 30.000 in Rente, aber nur 15.000 fangen neu an. Das heißt: die Lücke wird immer größer.
"Allmählich macht es immer weniger Spaß", sagt Trucker Udo, seit Ewigkeiten in der Branche. Seine Hauptroute, einmal von Eichenzell bei Fulda nach Italien und zurück, fährt er Jahr um Jahr. Es ist ein harter Job, viel Stress, jede Menge Verkehr, wenig Wertschätzung. Und fast immer ist er allein. "Mit Trucker-Romantik hat die Arbeit nichts zu tun." Auch Udos Chef macht sich Gedanken, wie er seinen langgedienten Fahrer ersetzen kann, wenn der demnächst in den Ruhestand geht. Auch einige andere in der Spedition stehen kurz vor dem Rentenalter, aber Nachwuchs ist kaum zu finden.
"Ohne Fahrer aus dem Ausland würde in Deutschland schon jetzt nichts mehr gehen", davon ist Angela Papenburg überzeugt. Die Unternehmerin repräsentiert eines der großen Logistik-Unternehmen in Deutschland. Die "Papenburg Group" sucht in ihrer Not inzwischen in Usbekistan nach Fahrern. Die Hälfte ihrer 200 Auszubildenden kommen aus dem zentralasiatischen Land. Nur wenige von ihnen aber können sich auf Dauer vorstellen, fern ihrer Heimat zu bleiben. Die Familie fehlt, das Heimweh ist oft groß. Ein Problem für die Speditionen.
In der Branche aber tummeln sich auch viele schwarze Schafe. Speditionen, die ihre Fahrer schlecht bezahlen und nicht sozialversichern. Tricksereien und Lücken im Gesetz machen das möglich. An einer Autobahnraststätte bei Darmstadt ist es Mitte März 2023 einigen Fahrern aus Usbekistan und Georgien zu viel. Sie streiken, rücken die LKW nicht raus, wehren sich sogar gegen gewalttätige Angriffe. Ihr Lohn - weit unter dem Mindestlohn, so berichten sie. Erst nach Wochen gelingt es ihnen, ausstehende Gehaltszahlungen zu erstreiten. Ein Erfolg in einer Branche, in der oft das Recht gebeugt wird.
Die große Lebensmittelkette REWE will sich nach und nach vom unsicheren Markt in der Logistik unabhängig machen. Im Verteilzentrum für Nord-Ost-Deutschland in Oranienburg will der Betriebsleiter neuerdings eine eigene Flotte aufbauen. Er bietet mit 3600 Euro monatlich einen überdurchschnittlichen Monatslohn an, Personalrabatt im Supermarkt und: keine langen Touren. Abends sind die Fahrer Zuhause, das ist attraktiv. Vor allem Deutsche bewerben sich dort. Doch sie fehlen dann für den Fernverkehr.
Die "ZDF.reportage" unterwegs zu Truckern, die den Job im Führerhaus nicht mehr so machen wollen, wie bisher. Und zu Kunden, denen erst langsam klar wird, wie wichtig die Speditionsbranche für sie ist.