Es gibt mittlerweile kaum eine Branche, die nicht betroffen ist. Große Industrieunternehmen und Mittelständler klagen ebenso über fehlendes Personal wie Handwerksbetriebe, Kindertagesstätten, Gastronomen, Altenpflegedienste oder Speditionen.
Die Leipziger Verkehrsbetriebe erleben zurzeit einen besorgniserregenden Fachkräftemangel. Freie Stellen können nicht besetzt werden. Der Sommerfahrplan, mit dem ohnehin schon Fahrten eingespart werden sollen, funktioniert vermutlich nur in der Theorie. Wie es in der Praxis verläuft, bleibt abzuwarten.
Jens Stacklies ist Gastronom in Hamburg. Zu seinem kulinarischen Reich gehören zwei Restaurants, eine Privatbrauerei und eine Veranstaltungshalle. 80 bis 100 Leute fehlen ihm derzeit. Deshalb muss er in seinen Gaststätten auch einen Ruhetag mehr als geplant einlegen.
Auch Familie Hanisch aus Schwarzenbach in Bayern spürt den Fachkräftemangel. Sie baut gerade ein neues Zuhause – für drei Generationen. Weil Handwerker schwer zu bekommen sind, müssen sie selbst mit anpacken. Für anfallende Arbeiten leihen sie sich Baumaschinen von Michael Fülle, der eine kleine Baufirma betreibt. Er hat volle Auftragsbücher und einen Anrufbeantworter, der jeden Tag neue Anfragen aufnimmt. Doch auch ihm fehlt der Nachwuchs beziehungsweise das Personal. Lehrlinge auszubilden, lohne sich für ihn nicht, sagt er: "Die laufen mir nach der Ausbildung sofort weg, weil sie in München, Bayreuth oder Nürnberg mehr verdienen und dort mit Kusshand genommen werden." Er würde am liebsten noch mindestens zwei bis drei Handwerker einstellen, findet aber keine und muss seit Jahren mindestens zwei Aufträge pro Woche ablehnen.
Eine "ZDF.reportage", die zeigt, welches Ausmaß der Fachkräftemangel in Deutschland inzwischen angenommen hat, und was das für die Betroffenen – Firmen und Kunden – bedeutet.