Erst die Pandemie, dann der Krieg in Europa und die Inflation. Besonders junge Menschen leiden darunter. Auszubildende, Berufsanfänger und Studierende: Sie alle haben sich nach den Unsicherheiten der vergangenen Jahre darauf gefreut, Zukunftspläne zu machen.
Sie alle haben sich darauf gefreut, sich beruflich zu verwirklichen, Geld zu verdienen und die Welt zu bereisen. Doch der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat Deutschland in eine tiefe Energiekrise gestürzt, die die Inflation in die Höhe treibt. Das Leben ist seitdem teurer geworden. All das hinterlässt in der Psyche der Jugend dramatische Langzeitspuren.
Medizinstudentin Dina (24) aus Berlin reicht es. "Als ich den Brief des Stromversorgers aufgemacht habe, da wurde mir schon anders." Rund 60 Euro mehr, gerade mal so viel wie die BAföG-Erhöhung. Dabei spart sie jetzt schon an allen Ecken und Enden. Dinas Sorgenliste wird länger, so wie die vieler 14- bis 30-Jähriger.
William (18) spürt immer noch die Nachwirkungen der Coronapandemie – ohne soziale Kontakte auf dem platten Land, ohne funktionierendes Internet. Er wuchs bei Salzwedel in der Altmark in Sachsen-Anhalt in bescheidenen Verhältnissen auf. Wie viele junge Menschen dort verpasste er während der Pandemie viel in der Schule und erreichte 2021 so gerade einen Abschluss. Seine Lehrstelle hat er in Magdeburg gefunden. Er lernt nun im zweiten Lehrjahr Kfz-Mechatroniker. Ohne Nachhilfeunterricht, sagt er, hätte er keine Chance, die Zwischenprüfung zu bestehen.
Auch Sarah (25) und ihr Freund Momo (23) sind frustriert. Die Hochschule Koblenz geht zurück auf Onlineunterricht, um in der Energiekrise Geld zu sparen. Wie sie, lernen Tausende Studenten wieder von zu Hause: "Es ist eine Riesenfrechheit, dass die Hochschule das Problem auf uns abwälzt!" Beide studieren an der Hochschule Soziale Arbeit. Finanziell geht es ihnen nicht schlecht, weil beide neben dem Studium arbeiten. Sparen müssen sie trotzdem – sie heizen nur wenig und versuchen, günstig einzukaufen. "Es ist eine furchtbare Zeit, in der wir leben. Wir gehen von einer Scheiße in die nächste. Corona hat uns gefühlt die besten Jahre gestohlen, und jetzt gibt es immer wieder eine Steigerung."
Elsa und Reena besuchen eine Gesamtschule in Köln, sie stehen kurz vor dem Abitur. Eigentlich hatten sich die beiden Mädchen darauf gefreut, bald endlich auf eigenen Beinen zu stehen. Doch vom "Multikrisenmodus" fühlen sie sich stark verunsichert. "Es macht mir Angst, weil quasi nichts Positives mehr in den Nachrichten kommt", erzählt Reena.
Laut einer Studie sind die größten Sorgen der Jugend die Inflation, gefolgt vom Krieg in Europa und vom Klimawandel. Dazu kommen Wirtschaftskrise, Energieknappheit und Angst vor Altersarmut. Ein Viertel der befragten 14- bis 29-Jährigen gibt zudem an, mit ihrer psychischen Gesundheit unzufrieden zu sein. "Bei vielen jungen Menschen sind die Kräfte der psychischen Abwehr verbraucht, und die Risikofaktoren mehren sich. Wir werten das als ein dringendes Warnsignal", sagt Studienautor Simon Schnetzer und erklärt: "Diese Krisen tragen dazu bei, dass Jugendliche sich fühlen, als würden sie aus dem Tunnel gar nicht mehr herauskommen. Die Krisen überlagern sich und hören nicht auf."
Die "ZDF.reportage" begleitet junge Menschen in ganz Deutschland und zeigt, wie diese persönlich mit den Schwierigkeiten umgehen. Unterwegs mit der "Generation Dauerkrise".