Das größte Zelt am Platz bietet Platz für 9800 Besucher aus München, Bayern und der ganzen Welt. "Die Krüge hoch!", ruft der Kapellmeister, und die durstigen Gäste folgen brav. Tausendfach klackert die Maß beim Anstoßen: Wieder ist ein Hektoliter Bier weggetrunken.
Mit dabei: Alina und Laura, 18 und 20 Jahre alt, zum ersten Mal als Erwachsene auf der Wiesn. Sie und ihre Clique wollen bis zur Sperrstunde Spaß haben. Ein klarer Plan nach mehr als zwei Jahren ohne Oktoberfest.
Die Wirte hoffen, dass es so gut wie vor Corona läuft: Die Wiesn, das ist Gastronomie im XXL-Format. Wie am Fließband werden Hähnchen auf Drehspieße gesteckt und Schnitzel paniert. Das Bier kommt per Leitung direkt aus einem der Großtanks – das Holzfass in der Schenke ist meist nur noch Fassade. Nachts, wenn die letzten Gäste gegangen sind, füllen Tanklaster alles wieder auf.
Tagsüber schleppen Hundertschaften an Bedienungen von früh bis spät Hendl, Bier und mehr für die Gäste. 500 Maß am Tag können es schon mal sein, wenn's gut läuft. Der Lohn und die Trinkgelder sind gut. Nur das Gedränge und den Lärm muss man vertragen – diesmal 17 Tage am Stück.
Der Job der "Brotverkäuferinnen" ist reserviert für Geringverdiener. Nicht jeder Tag läuft gut, aber am Ende reicht es hoffentlich für einen kleinen Urlaub, trotz magerer Rente. Früher war mehr drin. Doch die Konkurrenz ist groß: Drinnen im Bierzelt gibt's die Brezen inzwischen auch an den Platz gebracht – oder es steht gleich ein ganzes Brotzeitbrettl auf dem Tisch.
Von früh bis spät buhlen Schausteller und Marktkaufleute um Kundschaft. Familie Kaiser hat fast so viele Fahrgeschäfte wie Familienmitglieder. Auf der Wiesn steht beinahe der gesamte Kaiser-Clan mit Hightech-Karussells und Achterbahnen vereint auf einem Platz – und gewährt einen Einblick ins Rauf und Runter einer Branche, die sich immer weiterentwickeln muss.
Das Teufelsrad ist das Gegenmodell: Familie Polaczy hat das uralte Fahrgeschäft geerbt – die Schaustellerei ist für die drei Generationen nur ein Nebenjob. Die Idee dieses "Karussells" ist genial einfach: Wer es am längsten schafft, sich auf einer drehenden Scheibe zu halten, den feiern sie – wer vorher abrutscht oder weggekegelt wird, füttert die Schadenfreude der Zuschauer. "Ein Leben ohne Wiesn", sagt Elisabeth Polaczy und spricht damit vielen aus der Seele, "ist undenkbar."
Eine "ZDF.reportage" über das Oktoberfest in München, das nun endlich wieder stattfindet.