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Alltag im Jobcenter

Zwischen Beratung und Burnout

von Anja Leuschner und Franca Leyendecker

Hohe Fallzahlen, Anfeindungen, unzuverlässige Kunden: Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den deutschen Jobcentern klagen über die hohe Arbeitsbelastung.

Videolänge:
30 min
Datum:
30.04.2023
:
UT
Verfügbarkeit:
Video verfügbar bis 28.04.2028

Bereits die Coronahilfen und die hohe Zahl von Geflüchteten haben für ein bürokratisches Chaos gesorgt. Die Einführung des Bürgergeldes verschärft die Lage noch einmal. Der Alltag in den deutschen Jobcentern – zwischen Verzweiflung und Hoffnung.

Ralf Schrobbach ist das, was man wohl einen "alten Hasen" nennt: Seit 1997 arbeitet er beim Jobcenter Wiesbaden. Als Fallmanager soll er seine Kundinnen und Kunden wieder fit für den Arbeitsmarkt machen. Doch häufig scheitert er schon ganz am Anfang: Viele tauchen gar nicht erst zu ihren Terminen im Jobcenter auf. Dann kann Ralf Schrobbach nicht viel tun: Sanktionsmaßnahmen, die es im Arbeitslosengeld II noch gab, fielen mit der Einführung des Bürgergeldes weg.

Maximal zehn Prozent kann er die Bezüge nun senken – aber der Verlust von etwa 50 Euro scheint viele Kundinnen und Kunden nicht zu interessieren. "Manchmal muss man die Leute zu ihrem Glück zwingen. Daher finde ich es persönlich schade, dass es die Sanktionen nicht mehr gibt. Oft haben die Leute erst reagiert, nachdem sie es gespürt haben", erzählt der Fallmanager.

Cornelia Hellmer vom Jobcenter Kassel wollte nicht länger hinnehmen, dass immer mehr Dauerarbeitslose nicht mehr vorbeikommen. Sie kam auf eine Idee: Wenn die Kunden nicht zu uns kommen, dann gehen wir zu ihnen. Jede Woche ist jetzt ein dreiköpfiges Team unterwegs zu den Vergessenen und Verlorenen des Arbeitsmarktes. Diese haben oft Schulden, schwere Krankheiten oder psychische Probleme. Cornelia Hellmers Team muss dann erst Aufbauarbeit leisten, bevor auch nur an Arbeitsvermittlung gedacht werden kann.

Auch bei Christian Niggemeier vom Jobcenter Paderborn ist das oft so. Der Fallmanager begleitet viele seiner Kundinnen und Kunden über mehrere Jahre. Thomas K. etwa kommt schon seit fünf Jahren zu ihm. Bei den ersten Treffen war er immer betrunken. So wie Thomas K. geht es vielen Menschen in Deutschland, die in den Strudel der Langzeitarbeitslosigkeit gerutscht sind. Je länger er arbeitslos war, desto schlechter war seine Qualifikation und seine Gesundheit – und desto schwerer fiel der Weg zurück ins normale Leben.

Eine "ZDF.reportage" über den Alltag in deutschen Jobcentern.

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