Deutschland ist sich 1919 einig: Dieses Abkommen ist eine Demütigung. Zur Niederlage im Krieg kommt nun auch noch die Revanche der Sieger, so empfinden es viele Menschen damals.
Schnell machen sich Radikale im Land die allgemeine Empörung zunutze. Der Vertrag wird für alles verantwortlich gemacht, was in der jungen Weimarer Republik Unmut hervorruft. Verantwortliche Demokraten, die den Friedensvertrag notgedrungen unterzeichnen mussten, werden als Erfüllungspolitiker diskreditiert, manche von ihnen ermordet.
Die Bedingungen, welche die Alliierten dem geschlagenen Deutschland auferlegen, scheinen auf den ersten Blick unerfüllbar und nicht akzeptabel: Gebietsverluste und drakonische Reparationszahlungen, der Verlust der militärischen Schlagkraft und die Zuweisung der Kriegsschuld an "Deutschland und seine Verbündeten". Versailles muss weg, lautet von nun an das Credo vieler Politiker im Land, gleich welchem Lager sie angehören.
Doch war der Vertrag wirklich so hart, wie ihn damals viele Zeitgenossen empfanden? Hing er tatsächlich wie ein Mühlstein um den Hals der jungen Republik? Gab es nicht auch vielversprechende Anläufe, die Folgen abzuschwächen? In der Rückschau scheint eine direkte Linie von Versailles zu Hitler zu führen. Historiker und Historikerinnen diskutieren in der Dokumentation, ob bereits 1919 die Weichen in Richtung NS-Diktatur gestellt wurden.