Als der deutsche Kaiser Wilhelm II. im August 1914 den verkündet, meldet sich der junge Peter Kollwitz freiwillig zum Kriegsdienst. Er ist gerade 18 Jahre alt. Der jüngste Sohn der Malerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz will dabei sein, wie sein älterer Bruder, wie viele Jungen seiner Generation.
Beim Abendessen bittet er seine Eltern, als Soldat kämpfen zu dürfen. Seine sozialdemokratischen Eltern Käthe und Karl sind nicht begeistert darüber, geben aber schließlich ihr Einverständnis. "Das Vaterland braucht meinen Jahrgang noch nicht, aber mich braucht es" - davon ist Peter überzeugt.
Eine junge Generation im Krieg
Die Familie Kollwitz lebt in Berlin. Der Vater hat eine Arztpraxis, die Mutter ist eine bekannte Künstlerin. In ihrem Tagebuch beschreibt Käthe Kollwitz ihren Sohn Peter als liebenswürdig und humorvoll. Ihr gefallen die gemütlichen Lachfalten rund um seine Augen. Dass er Maler werden will, verbindet ihn mit der Mutter. Doch der Erste Weltkrieg verändert alles für die Familie Kollwitz. Mit Euphorie ziehen täglich die Freiwilligen für Kaiser und Vaterland in den Krieg.
Auslöser für den Ersten Weltkrieg ist das Attentat von Sarajewo: Am 28. Juni 1914 erschießt der serbische Nationalist Gavrilo Princip den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Frau Sophie. Er wollte damit Bosnien-Herzegowina von der österreichisch-ungarischen Besatzung befreien.
Ein Mord löst die Katastrophe aus
Der Mord an dem Thronfolgerpaar reicht aus, um weltweit Menschen in den Krieg hineinzuziehen. Deutschland versichert Österreich-Ungarn seine absolute Bündnistreue und so folgt Kriegserklärung auf Kriegserklärung: Österreich-Ungarn mobilisiert die Truppen und erklärt Serbien den Krieg. Daraufhin macht auch Russland - Serbiens Bündnispartner - mobil. Dann erklärt Deutschland am 1. August Russland und anschließend Frankreich den Krieg. Kaiser Wilhelm II. ruft den Massen vom Balkon des Berliner Schlosses zu: "Es muss das Schwert nun entscheiden. Mitten im Frieden überfällt uns der Feind. Darum auf zu den Waffen! Jedes Schwanken, jedes Zögern wäre Verrat am Vaterlande!"
Als Deutschland durch das neutrale Belgien gen Frankreich marschiert, erklärt auch England den Deutschen den Krieg. Doch keiner von ihnen ahnt, wie zerstörerisch die technischen Erfindungen den Krieg beeinflussen. Neue Waffen mit verbesserter Technik machen es möglich, schnell, massenhaft und effizient zu zerstören und zu töten.
Abschied von Zuhause
Peter Kollwitz bereitet sich in den Sommermonaten 1914 auf seinen Kriegseinsatz vor: Er absolviert eine Ausbildung auf dem Truppenübungsplatz Wünsdorf nahe Berlin. Am 12. Oktober schließlich nimmt er Abschied von den Eltern, es geht für ihn an die Front. Die Mutter gibt ihm Goethes Faust und ein Taschenschachspiel mit. Zum ersten Mal, so beschreibt Käthe Kollwitz das Ereignis in ihrem Tagebuch, hängen sie die schwarz-weiß-rote Fahne aus dem Fenster. Ein letzter Abschiedsgruß an den Sohn. Und fortan die Sorgen der Mutter: Wo ist er? Friert er? Hungert er? Ist er in Gefahr?
"Trauerndes Ehepaar" als Denkmal
Keine Woche später fällt Peter in der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober in Flandern. Käthe Kollwitz erhält am 30. Oktober die nüchterne Nachricht: "Ihr Sohn ist gefallen." Peter ist einer von mehr als neun Millionen Soldaten, die im Ersten Weltkrieg sterben. Den Tod ihres Sohnes verarbeitet sie künstlerisch in einem Denkmal: 18 Jahre arbeitet sie an der Skulptur "Trauerndes Elternpaar". Das Kunstwerk aus Granit trägt die Gesichtszüge von Käthe und Karl Kollwitz
Es steht auf dem Soldatenfriedhof in Vladslo, Westflandern. Hier haben über 25.000 Soldaten ihre letzte Ruhestätte. Auch Peter.