Der 9. November mischt die Gefühle: Freude über die Grenzöffnung 1989. Trauer um die Opfer der Pogrome 1938. Enttäuschung über die gescheiterte Demokratie 1848. Hoffnung auf ihre Wiederbelebung 1918. Dieser Tag spiegelt unsere Vergangenheit.
"ZDF-History" erinnert an einschneidende Momente der deutschen Geschichte in den Jahren 1848, 1918, 1923, 1938, 1939 und 1989 - jeweils am 9. November. Tage, die zum Wendepunkt wurden, den Gang der Ereignisse in eine andere Richtung lenkten, Perspektiven eröffneten - oder in den Abgrund führten.
Manche dieser Schicksalsstunden stehen in Bezug zueinander. So inszenierte Hitler seinen Putschversuch 1923 bewusst am Jahrestag der Novemberrevolution 1918. Und das pompöse Gedenken an diesen verunglückten Staatsstreich wiederum bot 15 Jahre später den Vorwand für den antisemitischen Gewaltexzess des November 1938. Am gleichen Feiertag des NS-Regimes, im Jahr darauf, zündete Georg Elser seine Bombe über Hitlers Rednerpult, mit der er den Zweiten Weltkrieg noch aufhalten wollte.
Andere denkwürdige Ereignisse wie die Hinrichtung des Wortführers der Revolution von 1848, Robert Blum, und auch der Fall der Berliner Mauer vor 30 Jahren fanden aus reinem Zufall an eben jenem Novembertag statt. Gleichwohl ist er wie kein anderes Datum angetan, Brüche und Kontinuitäten, Wendungen und Abgründe, Licht und Schatten der deutschen Geschichte abzubilden.
An diesen zwiespältigen Bezügen scheiterte bislang auch der Vorschlag, den Wendepunkt, der zur deutschen Einheit führte, zum Nationalfeiertag zu erklären. Zu viel Düsternis scheint sich mit diesem Datum zu verbinden, um es als Tag der Freude zu zelebrieren.
Wie wird ein Kalenderdatum zur historischen Stunde? Die Dokumentation beschreibt auf anschauliche Weise mit teils neu erschlossenem Bildmaterial, wie sich einschneidende Wendepunkte - oft in wenigen dramatischen Stunden - verdichten.