Es ist einer der größten Umweltskandale Deutschlands. 2012 deckt eine Routinekontrolle Industriechemikalien, sogenannte PFAS, im Trinkwasser der Stadtwerke Rastatt auf. Erst nach und nach wird das Ausmaß klar. Die Suche nach der Ursache beginnt – mit überraschenden Wendungen.
Risiko für Mensch und Umwelt
Wie sind die gesundheitsgefährdenden Chemikalien in großer Menge in das Grund- und Trinkwasser der Region Mittelbaden gelangt? Olaf Kaspryk, Chef der Stadtwerke Rastatt, begibt sich auf Spurensuche. Die lokalen Behörden ordnen Probenentnahmen und Blutuntersuchungen für die Anwohner an, doch die Aufklärung läuft schleppend. Viele Landwirte aus der Region müssen ganze Ernten vernichten, so auch Erik Reiß. Claudia Streichhahn aus Kuppenheim beschließt, ihr Leitungswasser nicht mehr zu trinken. Doch die Chemikalien sind längst in ihrem Körper nachweisbar. Wie bei vielen anderen auch. Mütter werden sogar davor gewarnt, ihre Kinder zu stillen.
PFAS, das sind per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, die in vielen Produkten des Alltags stecken, etwa in Teflonpfannen, Backpapier oder wasserabweisender Kleidung. Viele PFAS reichern sich in der Umwelt sowie im menschlichen und tierischen Gewebe an und können Mensch und Umwelt erheblich schaden. Denn diese Stoffe stehen im Verdacht, fortpflanzungsgefährdend und krebserregend zu sein. Und sie könnten die Immunantwort bei Impfungen reduzieren.
Spurensuche im Kompost
Die Ermittler finden heraus: Die schädliche Substanz steckte im Kompost, der auf die Felder ausgebracht wurde. Doch wie kam er dort hin? Und wer ist dafür verantwortlich?
40 Millionen Euro Aufklärungs- und Sanierungskosten hat der PFAS-Fall von Rastatt bisher verursacht, auf Kosten der Steuerzahler. Ein Ende ist nicht in Sicht. Denn: PFAS oder ihre Abbauprodukte sind sehr stabil. Das heißt, sie sind in der Umwelt sehr lange nachweisbar und gehören zu den langlebigsten Stoffen, die man kennt. Sie werden daher auch "Ewigkeits-Chemikalien" genannt. Derzeit prüft die EU ein PFAS-Verbot.
Der Fall Rastatt zeigt eines der größten, aber weitgehend unbekannten Umweltverbrechen in Deutschland. Mit den Folgen werden Menschen und Umwelt noch lange zu kämpfen haben.
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Team
Ein Film von Julia Brötz / Michael Billig
Kamera: Zhong To / Julian Hanschke / Tino Richter
Schnitt: Johannes Gall
Redaktion: Mark Hugo / Michael Wiedemann
Leitung der Sendung: Cathérine Kipp