Etwa 90 Prozent der Deutschen finden Seitensprünge unmoralisch. Trotzdem wird in etwa einem Viertel aller Beziehungen betrogen. Wie passt das zusammen?
Psychologe Leon Windscheid spricht mit Caroline, die von ihrem Mann Mark betrogen wurde. Caroline erzählt Leon von körperlichen Ausfallerscheinungen, nachdem sie von der Affäre erfährt. Dennoch hat sie Empathie mit Mark.
Wo fängt Fremdgehen an?
In einer Umfrage stellt Leon fest, dass für viele schon sexuelle Fantasien mit anderen in die Kategorie Fremdgehen fallen. Für den Wissenschaftshistoriker Prof. Thomas Junker macht die Treue in Beziehungen biologisch durchaus Sinn. Denn ohne feste Beziehungen - so die evolutionsbiologische Theorie - wäre die aufwendige Aufzucht von Kindern kaum möglich. Aber auch die Untreue lässt sich biologisch erklären, denn viel Nachwuchs sichert das Überleben der Art.
Fremdgehen verzeihen – ist das eine Option?
Wie ambivalent unser Verhältnis zum Thema Betrug ist, weiß die Persönlichkeitspsychologin Larissa Bühler. Sie plädiert dafür, unsere Idealvorstellung von Partnerschaft und Liebe zu überdenken und zu akzeptieren, dass Beziehungen nicht immer allen Bedürfnissen gerecht werden können. Und sie erklärt Leon, dass auch das soziale Umfeld sich oft viel zu schnell ein Urteil bildet und den Betroffenen so die Möglichkeit nimmt, ihrer Beziehung eine zweite Chance zu geben. Wie Caroline und Mark.
Brauchen wir als Gesellschaft also einen anderen Blick auf das Thema Untreue? Das will Leon bei einem Sozialexperiment herausfinden, in dem er mit verschiedenen Menschen darüber spricht, wie sie Untreue in der Partnerschaft erlebt haben.