Normalverdiener mit Normalgewicht, normaler Sexualität und einer normalen Beziehung – aber Moment Mal: Was ist normal? Wer entscheidet denn darüber, was unsere sozialen Normen und Werte sind? Und was, wenn wir den geltenden Normen nicht entsprechen – zum Beispiel in einer Gesellschaft, die heteronormativ ist?
Presenterin Lisa Budzinski trifft Royal, der in einer Kleinstadt bei den Zeugen Jehovas aufgewachsen ist. Er kennt das Gefühl, nicht normal zu sein, nur zu gut: Schon in der Grundschule gelten für ihn andere Normen als für seine Mitschüler. Wie der unverrückbare Glaube an Gott. Keine Geburtstagsfeiern, kein Fluchen und keine Homosexualität. Die Erkenntnis, selbst schwul zu sein, führt zum Konflikt. Als Royal mit der Gemeinschaft bricht, beginnt für ihn mit 28 Jahren eine Reise in eine neue Normalität.
Richtig und Falsch lernen wir früh
Schon in der frühen Kindheit übernehmen wir die Regeln, Gebote und Verbote der eigenen Gruppe. Wie das funktioniert – und warum es wichtig ist, auch mit anderen Gruppennormen in Kontakt zu kommen, erfährt Lisa von Entwicklungspsychologin Dr. Patricia Kanngießer. In der Pubertät streben wir nach Individualität und wollen aus der Normvorstellung der Eltern ausbrechen – doch das sei nicht in allen Kulturen gleich, erläutert Kanngießer.
Filterblase vs. Das neue Normal
Normal, gewöhnlich, durchschnittlich – ist das überhaupt erstrebenswert? Die Sehnsucht nach Dazugehören steht gegen den Wunsch, einzigartig zu sein. Lisa macht selbst ein Experiment und begibt sich in die Meinungsblasen von kultivierten Golfspieler*innen, jungen Großstädter*innen und eines bayerischen Stammtischs: An den Themen Essen, Gendern und Tattoos scheiden sich die Geister, was normal ist – und was abnormal.
In unserer pluralen Gesellschaft existieren Gruppen mit verschiedenen Ansichten und Werten eben nebeneinander. Treffen Mitglieder solch verschiedener „Bubbles“ aufeinander, sind Normenkonflikte programmiert. Oft kommt es zu Problemen. Doch Soziologin Prof. Katja Rost von der Universität Zürich sagt, dass solche Konflikte etwas Wertvolles sind.
Für Royal war der Normenkonflikt jedenfalls wichtig, um wieder frei leben zu können – auch wenn Queer als die neue Norm für ihn noch immer ungewohnt ist.
Stab
- Moderation - Lisa Budzinski