Besitz und Reichtum gehen einher mit Ungleichheit und Gewalt, denn mit dem ersten Zaun gab es den ersten Streit. Zugleich ist Eigentum die Basis früher Zivilisationen und Imperien – wie dem Römischen Reich. Viele der Errungenschaften von damals gelten bis heute. Römisches Recht, das den Unterschied zwischen Gemein- und Privatbesitz regelt, oder Geld als Zahlungsmittel bestimmen unser Leben. Auch die Frage, ob Geld glücklich macht, stellte sich schon Krösus, der reiche Herrscher Lydiens. Eine Studie besagt: Das Glück der Deutschen steigt nur bis zu einem Jahresgehalt von 60.000 bis 70.000 Euro – darüber hinaus nimmt es nicht mehr zu. Heute gilt es als erstrebenswert, möglichst viel Eigentum anzuhäufen. Besaß der Durchschnittsdeutsche vor 100 Jahren nur rund 180 Gegenstände, sind es heute 10.000. Ohne die Kauflust des modernen Menschen wäre Jeff Bezos, der Gründer von Amazon, nicht einer der reichsten Männer der Welt geworden.
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Seit Krösus regiert Geld die Welt
Für ein Leben als Jäger und Sammler sind viele Besitztümer eher hinderlich. Mit der neolithischen Revolution änderte sich das: Der Mensch wurde sesshaft, Äcker, Häuser, Vieh und Vorräte wurden Eigentum, das für die Existenz von Bedeutung war. Auf fruchtbaren Böden entstanden frühe Hochkulturen, die Wegbereiter für Bildung und Wissenschaft wurden. Die ersten Zahlungsmittel entstanden, seien es Muscheln oder Stockfische. Seit Krösus, der die ersten genormten Münzen prägen ließ, regiert Geld die Welt. Was Geld letztlich wert ist, beruht auf einer Übereinkunft der Menschen. Weil es selten, aber leicht zu verarbeiten ist, nutzen Menschen seit 7000 Jahren Gold als Zahlungsmittel. Bis in die 1970er Jahre waren Leitwährungen wie der US-Dollar durch Gold und Silber gedeckt. Abgeschafft wurde die Goldbindung, weil der Geldbedarf größer ist als die Goldreserven: Die gesamten globalen Goldvorräte füllen gerade mal drei olympische Schwimmbecken. Heute bestimmen Zentralbanken, wie viel Geld kursiert. Und seit es zunehmend virtuell im Umlauf ist, ist Geld immer abstrakter geworden. Kein Wunder, dass viele Deutsche bis heute 13 Milliarden der guten alten D-Mark horten: Geld ist eine Vertrauensfrage.
Mit dem Eigentum entwickelten sich auch Rechtsprechung und Mathematik, denn Besitz musste verteilt und Steuern sollten berechnet werden. Vom Kodex des babylonischen Herrschers Hammurapi bis zum römischen Recht wurden Straftaten und Eigentumsdelikte streng geahndet – früher mit schweren körperlichen Strafen, später mit teils empfindlichen Geldbußen. Man könnte auch sagen: ohne Eigentum keine Schrift. Die ältesten Schriftstücke der Menschheit enthalten keine Literatur, sondern dienen der Buchführung, wie eine über 4000 Jahre alte Tontafel aus der sumerischen Stadt Lagasch beweist. Bis heute gilt: Wissen ist Macht. Die Alphabetisierung ist ein wichtiger Indikator für die Entwicklung eines Landes. Immerhin ist in den vergangenen 200 Jahren der weltweite Anteil von Menschen, die lesen und schreiben können, von zwölf Prozent auf fast 90 Prozent gestiegen.
"Moderne Sklaverei" noch weit verbreitet
Ein früher Global Player ist das Imperium Romanum, eines der bekanntesten und größten Weltreiche der Antike. Schon im ersten Jahrhundert blühte der Welthandel mit Verbindungen bis nach China. Mit einem geschätzten Vermögen von 3,7 Billionen Euro zählt Kaiser Augustus bis heute zu den reichsten Menschen der Geschichte. Zugleich gilt das alte Rom als eine der Wiegen der Zivilisation, in der Eigentumsfragen per Gesetz geregelt werden. Allerdings wurden im römischen Reich auch Menschen zu Besitz. Sklaven waren Arbeitskräfte und Statussymbol. Obwohl Sklaverei weltweit verboten ist, gibt es bis heute eine moderne Form davon. Das können Fließbandarbeiter in den Fabriken der Handyzulieferer sein oder osteuropäische "Billiglöhner" auf der Baustelle nebenan. Aktuelle Schätzungen gehen von bis zu 40 Millionen "moderner Sklaven" aus.
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Wer reich ist, stellt es gerne zur Schau. Auch die ägyptischen Pyramiden waren vor allem Statussymbole. Neid und Gewalt müssen schon früh in die Gesellschaften Einzug gehalten haben, wie die Geschichte von Kain und Abel beweist. Fruchtbares Land wird zum kostbaren Gut, immer häufiger kommt es zu blutigen Kriegen. Davon zeugen Knochenfunde aus einem steinzeitlichen Massengrab in Halberstadt oder die Schlacht in Megiddo vor 3000 Jahren, eine der ältesten Schlachten der Geschichte.
Ausgeprägtes Gefühl für Fairness
Mit Besitz und Reichtum kam auch die Ungleichheit in die Welt. War es für die Menschen im Alten Ägypten in Ordnung, dass die Pharaonen unermesslich reich waren, die meisten Arbeiter aber nicht? Wie haben die Römer ihre Bürger von Revolten und Aufständen gegen die Ungleichheit abgehalten? Bis heute haben die Menschen ein ausgeprägtes Gefühl für Fairness, wie das "Ultimatum-Spiel", ein psychosoziales Experiment, beweist. "Gesellschaften behaupten, dass soziale Ungleichheit ein unvermeidbarer Teil sozialen Fortschritts ist", sagt die britische Sozialhistorikerin Kate Williams, "aber das ist einfach nicht wahr. Gesellschaften, die nicht erkennen, dass Menschen vor allem deshalb arbeiten, um sozialer Ungleichheit zu entkommen, brechen auseinander."
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