Prof. Harald Lesch begibt sich auf die Suche nach Wissen, das in Vergessenheit geraten ist. Er stößt auf Kenntnisse, die Probleme von heute lösen könnten. Das "Terra X"-Team hat Forscher auf der ganzen Welt aufgesucht, die sich damit beschäftigen, verlorenes Wissen zu verstehen und heute nutzbar zu machen.
Lösung für die moderne Landwirtschaft?
Die Suche nach 8000 Jahre altem Superdünger führt das "Terra X"-Team ins Amazonasgebiet. In der Gegend rund um Manaus entdeckt der Bodenkundler Newton Falcao vom Nationalen Institut für Amazonasforschung (INPA) eine für die Gegend untypische schwarze Erde – auf Portugiesisch "Terra Preta". Rund drei Prozent der Fläche Amazoniens sind mit der schwarzen Erde bedeckt. Aber wie ist sie entstanden?
Die Ureinwohner scheinen ein Rezept gehabt zu haben, um die unfruchtbare Erde in Amazonien fruchtbar zu machen: Sie sammelten Exkremente, Essens- und Pflanzenreste auf Komposthaufen und deckten diese mit Holzkohle ab. Diese zufällig entstandene Mixtur entwickelte sich über Hunderte von Jahren zu humusreicher schwarzer Erde. Noch heute wirkt die Terra Preta als langfristiger Superdünger. Fruchtbare Erde aus recycelten Abfällen – das könnte eine Lösung für die vielen Probleme der modernen Landwirtschaft sein.
Eine Pille als Sonnenschutz?
Auch die Maya hatten Wissen, das wir aus heutiger Sicht als modern bezeichnen würden. Vermutlich verwendeten sie den so genannten Goldtüpfelfarn, um Entzündungen wie Sonnenbrand zu behandeln. Dieses Mittel haben Forscher erst vor Kurzem wiederentdeckt. Der Farn könnte den Sonnenschutz revolutionieren und herkömmliche Sonnencreme ersetzen – und zwar in Form einer Pille. Forscher von der Universität Mainz hoffen, die regelmäßige Einnahme dieser Pille könnte einem permanenten Sonnenschutz mit einem Lichtschutzfaktor 15 gleichkommen.
Aber nicht nur in der Medizin, auch beim nachhaltigen Bauen wussten unsere Vorfahren vieles, was wir uns heute wieder erarbeiten müssen. Der Frage, warum antike Bauten noch heute stehen, geht das Team um Piergiulio Cappelletti von der Universität Neapel nach. Die Römer verwendeten bei ihren Prachtbauten einen speziellen Baustoff – ein vulkanisches Glas, das "Pozzolane". Es verleiht den Bauten bis heute eine unglaubliche Widerstandsfähigkeit. Nach dem Untergang des Römischen Reiches geriet die Zusammensetzung des Baustoffs in Vergessenheit. Wissenschaftler der HeidelbergCement Group im italienischen Bergamo wollen mit dem Rezept der Römer den modernen Beton verbessern. Dank des wiederentdeckten Wissens ist heutiger Beton nun widerstandsfähiger und sogar umweltfreundlicher.
Weitere Errungenschaften des alten Roms
Das Silicon Valley der Antike
Dass Römer gerne warm badeten, ist bekannt. Mit der "Hypokausten-Heizung" erfanden sie die erste Flächenheizung der Geschichte. Das ausgeklügelte Heizsystem war Standard in jeder guten Thermenanlage. Der Clou: Nicht nur die Böden wurden warm, sondern auch die Wände und das Wasser. Die antiken Wellnesstempel hatten neben Kaltbaderäumen auch Warmwasserbecken und Schwitzbäder. Im Archäologischen Park Carnuntum in Österreich haben Wissenschaftler dieses komplexe System rekonstruiert – es funktioniert reibungslos.
Überhaupt ist das Know-how in der Antike förmlich explodiert. Es war eine Zeit des intensiven Forschens. Die Bibliothek von Alexandria im nördlichen Ägypten war so etwas wie das Silicon Valley der Antike. Im Palastviertel entstand die größte Bibliothek der Zeit, mit Tausenden von Schriftrollen. Hier studierten Wissenschaftler aus der ganzen Welt. Einer der Gelehrten war Heron. Er lebte und studierte in Alexandria vermutlich um 100 nach Christus. Neben einem mechanischen Türöffner erfand der griechische Mathematiker und Ingenieur den ersten Prototypen einer Dampfmaschine, den so genannten "Heronsball". Hätte er sein Wissen über Kolbenbewegung mit dem Dampfball kombiniert, wäre die erste Dampfmaschine vermutlich in der Antike entstanden.
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