Unser Leben - mit Mai Thi Nguyen-Kim
Unser Leben - mit Mai Thi Nguyen-Kim
Zweiteilige Dokureihe über Anfang und Ende des Lebens
Geburt und Tod markieren Anfang und Ende jedes Lebens. Aber was erlebt der Mensch in den neun Monaten vor der Geburt, und was in dem Moment, in dem er stirbt?
"Es ja kein Spoiler, dass wir alle sterben"
Fünf Fragen an Mai Thi Nguyen-Kim
Sie haben in den Filmen Ultraschallbilder bei einer Schwangeren machen dürfen, ein Nahtod-Experiment erlebt und eine Verstorbene für ihr Begräbnis vorbereitet: Was haben die Dreharbeiten für diese Dokumentationen mit Ihnen gemacht?
"Terra X"-Dreharbeiten sind ja immer ein Erlebnis, aber die Arbeit für diesen Zweiteiler war ganz besonders bewegend. Mich hat die Auseinandersetzung mit dem Thema auch sehr dankbar gemacht für mein eigenes Leben.
Bei einer künstlichen Befruchtung im Labor dabei zu sein, wo das Leben beginnt, und auf der anderen Seite im Hospiz auf Menschen treffen, die vom Leben ganz konkret Abschied nehmen: Was hat Sie bei der Arbeit an diesen Filmen besonders bewegt? Was hatten Sie vielleicht so nicht erwartet?
Ich hatte vor dieser Doku noch nie einen verstorbenen Menschen gesehen und am Anfang war da schon ein etwas mulmiges Gefühl – aber überraschenderweise nur kurz. Durch das Anfassen konnte ich buchstäblich begreifen, dass ich es einfach nur mit einem Menschen zu tun habe, und das hat mir schnell jede Angst genommen. Ich bin wirklich dankbar für diese Erfahrung, die ich ohne die Dreharbeiten wahrscheinlich nie gehabt hätte. Sich mit dem Anfang und Ende des Lebens auseinanderzusetzen, macht einen ja sehr nachdenklich. Mich hat letztendlich überrascht, wie abwechslungsreich die Dreharbeiten waren und wie viele schöne und lebensfrohe Moment dabei waren.
Hat sich Ihre Sicht auf das Leben, den Anfang des Lebens oder auch das Ende des Lebens, geändert?
Als junge Mutter ist mir das Wunder des Lebens sehr bewusst; der Tod scheint dafür weit weg, wenn man mitten im Leben steht. Ich hatte eigentlich erwartet, dass die Arbeit an dieser Doku entsprechend traurig und schwer sein könnte, doch tatsächlich hat diese aktive Auseinandersetzung eher das Gegenteil in mir ausgelöst: das Gefühl einer tröstlichen Versöhnung mit unserer Endlichkeit.
Warum sollte man den Zweiteiler schauen? Muss man sich zum Beispiel vor dem Teil über das Sterben fürchten?
Ganz im Gegenteil! Ich bin – vor allem jetzt, nach dieser Doku – davon überzeugt, dass wir das Sterben dringend enttabuisieren sollten. Schließlich ist es ja kein Spoiler, dass wir alle sterben. Je besser wir darauf vorbereitet sind, desto weniger Platz ist für Trauer und Angst. Mir haben die Filme Angst genommen, und ich bin mir sicher, das wird dem Publikum auch so gehen. Der Tod, oder die Tatsache, dass das Leben endlich ist, macht das Leben ja erst so wertvoll. Sich mit dem Tod und der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen führt fast schon automatisch dazu, dass man sein Leben mehr wertschätzt.
Welche Erkenntnis müssen Sie schon vor Ausstrahlung schon unbedingt teilen? Babys sind halbe Opernsänger! Erklärt sich nicht von selbst, dazu muss man sich die Doku anschauen. ;)
Die Fragen stellte Katharina Kohl, Redaktion "Terra X".