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Superhelden
Superhelden (1/3): Odysseus
- UT6
Odysseus muss auf einer langen Irrfahrt mächtigen Göttern, gewaltigen Naturereignissen und Ungeheuern trotzen. Seine Abenteuer sind aber mehr als nur Erfindung. Sie spiegeln die spannende Epoche der griechischen Entdeckungsfahrten im Mittelmeer.
Superhelden
Superhelden (1/3): Odysseus
- Geschichte
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Odysseus muss auf einer langen Irrfahrt mächtigen Göttern, gewaltigen Naturereignissen und Ungeheuern trotzen. Seine Abenteuer sind aber mehr als nur Erfindung. Sie spiegeln die spannende Epoche der griechischen Entdeckungsfahrten im Mittelmeer.
Die Odyssee stammt aus der Feder des griechischen Dichters Homer. In 24 Gesängen schildert er die fantastische Irrfahrt von Odysseus, dem König von Ithaka, der nach dem Sieg über Troja die Heimkehr antritt. Zehn Jahre dauert die Reise. Da er es sich mit den Göttern verscherzt hat, unterziehen sie ihn lebensbedrohlichen Prüfungen. Sie schicken ihn zu einem menschenfressenden Ungeheuer und ins Totenreich, treiben ihn mit den Klängen der Sirenen fast in den Wahnsinn, lassen heftige Stürme aufkommen, die ihn ständig vom Kurs abbringen, machen ihn jahrelang zum Zwangsgeliebten einer Göttin und vieles mehr. Mit rund 500 Mann sticht der Held in See, als einziger Überlebender kommt er zu Hause an.
Neuer Typus des mannhaften Helden
Der Film zeigt, wie präzise Homer am Bild seines Helden Odysseus gearbeitet hat. Der Dichter entwirft einen völlig neuen Typus des mannhaften Helden, der bis heute Gültigkeit hat: Selbst in den schwierigsten Situationen handelt Odysseus besonnen, geduldig und klug. Jeden Schicksalsschlag wendet er zum Guten, lässt sich niemals unterkriegen, lernt aus seinen Fehlern und setzt auf List und Strategie statt auf Gewalt.
Odysseus ist ein Held, der den Herausforderungen einer neuen Ära genügen muss, die Homer im Blick hat. Im 8. Jahrhundert vor Christus, zu der Zeit als der Dichter die Odyssee verfasst hat, erleben die Griechen einen wirtschaftlichen Aufschwung. Das zerklüftete Hinterland mit seinen engen und schroffen Tälern bietet aber nicht genügend landwirtschaftliche Nutzflächen. Daher weichen die meisten Bauern und Viehzüchter in die schmalen, aber fruchtbaren Küstengebiete rund um die Ägäis aus. Überbevölkerung ist die Folge. Es kommt zu Unruhen und Krisen sowie zu dem Entschluss, neue Siedlungsräume zu erkunden.
Unberechenbares Meer und feindlich gesinnte Völker
In der Regel sind es junge Männer, die unter der Führung eines reichen Aristokraten in die Welt hinausziehen. Als große griechische Kolonisation gehen die Erkundungsfahrten in die Geschichte ein. Die Auswanderer entdecken den für sie bis dahin unbekannten Westen des Mittelmeers: Italien, Sizilien, Frankreich und Spanien. Sie leiden Entbehrungen, müssen mit Naturkatastrophen fertig werden, das unberechenbare Meer beherrschen und vor feindlich gesinnten Völkern fliehen.
Wo sie freundlich aufgenommen werden, gründen die Griechen Kolonien wie Marseille oder Syrakus, die schon bald reicher und schöner sind als die Heimatstädte im Mutterland. Homer hat die literarische Blaupause für den großen Aufbruch geschrieben, sagen Wissenschaftler. Somit ist die Odyssee nicht nur Fiktion, sondern auch ein Dokument über die Vorstellungswelt der Griechen sowie über ihr geografisches und nautisches Wissen zu Homers Zeit.
Historische Vorbilder hinter mythischen Helden?
Die ewige Frage, ob sich hinter den mythischen Helden historische Vorbilder verbergen, stellt sich auch bei Odysseus. Die meisten Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass der König von Ithaka keine Persönlichkeit der Geschichte ist, sondern ein idealisierter Anführer oder König. Trotzdem versuchen einige Forscher zu beweisen, dass es ihn tatsächlich gegeben hat. Eine Spur führt auf die ionische Insel Kefalonia. Vor einigen Jahren haben Archäologen dort ein Grabmal und einen Siegelstein entdeckt, auf dem ein Hund mit Rehkalb abgebildet ist. Der Fund gilt als Sensation, denn Homer beschreibt das Motiv im 19. Gesang als königliches Familienwappen des Odysseus.