Irlands Landschaften sind die Drehorte so erfolgreicher Filme und Serien wie „Harry Potter“, „Game of Thrones“ und „Star Wars“. Die Natur, die als Inspiration für Fantasy-Sagas dient, bietet auch Stoff für abenteuerliche Mythen. Dirk Steffens beginnt seine Reise auf den Spuren von Legenden. In einer Schlossruine stellt er sich den Geistern, die dort herrschen sollen und sich nachts mit eindringlichen Lauten bemerkbar machen. Er stößt dabei auf Eulen, die über besondere Fähigkeiten verfügen.
Schrecken der Seefahrer, Paradies der Haie
Ungefähr 15.000 Schiffswracks liegen auf irischem Meeresboden. Zum Schutz der Seeleute beschloss man deshalb im 19. Jahrhundert einen „Ring of Light“ um die ganze Insel zu bauen: Leuchttürme an allen strategischen Punkten. Je weiter draußen im Meer, desto besser sollten sie für die Seefahrer sichtbar sein – desto gefährlicher war es aber auch, sie zu errichten. Bis heute gibt es noch etwa 70 aktive Leuchttürme vor der irischen Küste.
Was man hier eher nicht erwarten würde: Das Meer vor der irischen Küste ist ein Hotspot der Haiforschung. Dirk Steffens trifft den australischen Forscher Nicholas Payne, der hier schon rund 35 verschiedenen Haiarten begegnet ist, darunter einem wahren Giganten, dem Riesenhai. Diese Haiart kann so groß werden wie ein Linienbus – doppelt so groß wie der Weiße Hai. Im Gegensatz zu dem berüchtigten Jäger ist der Riesenhai absolut harmlos. Er ernährt sich von Unmengen an Plankton. Die Kleinstlebewesen gedeihen in den Meeren rund um Irland so üppig, weil das warme Wasser des Golfstroms vor der Küste auf kalte Wassermassen trifft und es dadurch zu einer ständigen Umwälzung der Wassermassen kommt. Von dem reich gedeckten Buffet wird ein Fünftel der weltweiten Population der Riesenhaie im Sommer angezogen. Bei ihnen haben Payne und seine Kolleg*innen vor Kurzem ein erstaunliches Verhalten entdeckt.
Verborgene Flüsse, uralte Kultbauten
Die Grüne Insel ist sprichwörtlich bekannt für ihre Niederschlagshäufigkeit. Doch eine Region im Westen ist überraschend karg: der Burren. Man sieht hier über weite Strecken keinen Fluss oder Bach. Ein Soldat, den es im 17. Jahrhundert hierher verschlagen hatte, beschrieb die Landschaft so: „Es gibt hier kein Wasser, um einen Mann zu ertränken. Keinen Baum, um ihn aufzuhängen. Und nicht genug Erde, um ihn zu begraben.“ Etwas makaber, aber durchaus treffend. Und doch wird die Region von einem ausgedehnten Flusssystem durchzogen: im Untergrund. Bis heute tauchen Forschende durch die kilometerlangen Wasserläufe, um sie zu erkunden und zu dokumentieren. Die unterirdischen Flüsse sind für das Ökosystem des Burren-Nationalparks sehr wichtig: Sie lassen oben, zwischen den kargen Felsen, eine überraschende Vielfalt an Pflanzen gedeihen. Hier findet man Spezies in direkter Nachbarschaft, die sonst nur in verschiedenen Klimazonen vorkommen.
Auch die Menschen haben ihre Spuren im Burren hinterlassen. Zahlreiche Kultstätten und Hügelgräber – älter als Stonehenge – zeugen nicht nur davon, dass Irland schon vor langer Zeit Siedler angezogen hat. Sie offenbaren auch, was die Menschen vor mehr als 5.000 Jahren von Himmelserscheinungen wussten. Am Hügelgrab von Newgrange sind der Archäologe Anthony Corns und sein Team mit modernsten technischen Methoden diesem Wissen auf der Spur. Nach welchen durchdachten Regeln wurden die monumentalen Kultbauten errichtet?
Kämpfende Riesen, bezaubernde Robben
Die wohl berühmteste aller Legenden Irlands betrifft einen Ort ganz im Norden Irlands: den Giant‘s Causeway, zu Deutsch „Damm der Riesen“. Er besteht aus rund 40.000 Basaltsäulen, teilweise mehrere Meter hoch. Die meisten haben die Form symmetrischer Sechsecke. Tatsächlich sieht dieses Naturmonument ein bisschen so aus, als hätte jemand eine Straße ins Meer gepflastert. Der Legende nach baute ein irischer Riese einen Damm, um seinen schottischen Widersacher zum Kampf herauszufordern. Doch es sind „Riesenkräfte“ aus der Tiefe der Erde, denen der Giant‘s Causeway seine Entstehung vor etwa 60 Millionen Jahren verdankt – und die hexagonale Form seiner Säulen.
Great Blasket Island ist eine kleine Insel ganz im Westen vor der irischen Küste, die nur an Tagen mit ruhiger See zu erreichen ist. Hier lebten einst Menschen, doch die letzten Einwohner gaben 1953 auf. An den Stränden der Geisterinsel hat sich eine Kegelrobbenkolonie niedergelassen. Mehr als 1.000 Kegelrobben treffen sich jeden Herbst zur Paarung. Die Tiere ziehen ihre Jungen hier groß, und dank des Golfstroms können sie auch überwintern. Aber Irland wäre nicht Irland, wenn es nicht auch zu den Robben Legenden gäbe. Eine davon handelt von Fabelwesen, den „Selkies“ – halb Robbe, halb Frau. Dirk Steffens erzählt, was es damit auf sich hat. Auf seiner Reise durch Irland eröffnet er überraschende Blicke auf die Grüne Insel und auf faszinierende Geschichten hinter Geschichten.