F wie Fälschung (3/4) - Die großen Blender

Im Laufe seines Lebens gibt sich Demara als Theologe, Psychologe, Philosoph, stellvertretender Gefängnisdirektor, Lehrer und insbesondere als Chirurg aus. Erstaunlicherweise mit Erfolg: Mit den entwendeten Papieren eines echten Arztes bewirbt sich Demara bei der kanadischen Marine – und behandelt als Dr. Cyr Patienten auf einem Marineschiff im Koreakrieg. Es gelingt ihm, einem Soldaten eine Kugel in der Nähe des Herzens herauszuoperieren, obwohl er natürlich keine medizinische Ausbildung hat. Aber das weiß ja keiner seiner Kameraden. Später richtet er an Land eine Klinik ein und operiert täglich verwundete Soldaten.

Zu erfolgreich: Sein Erfolg macht auf ihn aufmerksam – deshalb fliegt der Schwindel schließlich auf, nicht wie meist bei Hochstaplern wegen eines Fehlers. Er wird aus dem Marinedienst entlassen und tingelt zunächst mit seiner Geschichte durch die Illustrierten. Doch dann gelingt ihm ein ähnlicher Coup ein zweites mal: Er wird Gefängnisaufseher, macht wegen seiner guten Arbeit und fortschrittlichen Ideen Karriere und wird erst enttarnt, als ein Häftling ihn in einer alten Illustrierten als den Hochstapler wiedererkennt.

Wenn ich nur ein Arzt wäre ...

Sein Leben hätte sehr normal verlaufen können: Eigentlich ist Kaminsky ein chemiebegeisterter, jüdischer Färberlehrling, als der zweite Weltkrieg ihn in seinem Dorf in der Normandie einholt. Die Mutter wird von den Nazis ermordet – und er geht in den Widerstand. Zunächst begeht er kleine Sabotageakte, wird 1943 als Jude festgenommen und in ein Lager interniert. Da er einen argentinischen Pass hat, wird er nicht getötet, sondern kommt frei. In Paris taucht er unter, nennt sich Julien Keller und schließt sich einer Gruppe an, die mit gefälschten Ausweisen Juden zur Flucht verhilft. Jede Woche fälscht er über 500 Dokumente. Dabei schläft er kaum: Jede Stunde, die er verschlafe, seien 30 Dokumente für 30 Menschen, die sonst sterben müssten. Kaminsky arbeitet exakt, vorsichtig und unentgeltlich – deswegen fliegt er bis Kriegsende nicht auf.

Adolphe Kaminsky rettet Juden das Leben

Wilhelm Voigt ist bekannt als der Hauptmann von Köpenick – seine Paraderolle als Hochstapler. Schon mit 14 Jahren fällt er wegen Diebstählen auf – und er bleibt ein Dieb, wird erwischt und verbringt Jahre seines Lebens im Gefängnis. Für seinen berühmten Coup beschafft er sich bei Trödelläden eine Hauptmann-Uniform. Es gelingt ihm beim Wachwechsel in Plötzensee Soldaten unter seinen Befehl zu stellen, fährt mit ihnen mit der Straßenbahn quer durch Berlin nach Köpenick, behauptet, er habe „allerhöchsten Befehl“ den Bürgermeister zu verhaften, die Soldaten sollten inzwischen für Ruhe und Ordnung sorgen und das Rathaus abriegeln. Dort beschlagnahmt er die Stadtkasse: Er unterschreibt dem Kassierer sogar eine Quittung. Die Soldaten weist er an, das Rathaus noch eine halbe Stunde zu bewachen. Inzwischen flieht er nach Berlin. Dort wird er erst zehn Tage später festgenommen – wegen eines Tipps, den die Polizei bekommen hat.

Preußen - der Obrigkeit zu hörig!?

Die Geschichte von Therese Humbert ist unglaublich: Sie steigt vom einfachen Bauernmädchen auf zu einer bedeutenden Persönlichkeit der Pariser Gesellschaft. Dabei ist ihr Aufstieg durch nichts gedeckt als Lügen in einer Art Schneeballsystem. Sie beleiht Gutgläubige auf ein großes Vermögen, das sie einmal zu erben vorgibt. Tatsächlich gibt es das Erbe nicht. Aber es gelingt Humbert trotzdem, ihre Gläubiger etwa zwanzig Jahre hinzuhalten mit Versprechen und immer weiteren abenteuerlichen Lügengeschichten. Als 1904 ihr Schwindel auffliegt, hat er sogar eine kleine Staatskrise zur Folge – manche der kompromittierten Herrschaften erschossen sich.

"Grand Therese" und ihr Finanztrick

Erstausstrahlung ZDF: 06.09.2015, 19:30 Uhr
Buch und Regie: Judith Voelker
Redaktion TV: Ruth Omphalius
Redaktion Online: Björn Raddatz