Auf seiner Spurensuche spannt der Historiker den Bogen von der Vergangenheit zur Gegenwart. Die Geschichte der Juden ist nicht nur eine der Verfolgung. Die Doku zeigt, welche Werte und Errungenschaften das Judentum in Wissenschaft und Kultur Europas hinterlassen hat.
Erstmals in der Mitte der Gesellschaft angekommen
Dabei stößt Christopher Clark zunächst auf eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte: Nach Jahrhunderten der Ächtung und Ausgrenzung schienen Juden, gerade im deutschen Kaiserreich, erstmals in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Der wirtschaftliche Aufschwung der Gründerjahre Ende des 19. Jahrhunderts brachte auch für jüdische Kaufleute, Verleger oder Industrielle Anerkennung und Aufstieg mit sich. Jüdische Soldaten kämpften im Ersten Weltkrieg für ihre Vaterländer und auch für die ihnen stets verwehrte Gleichberechtigung. Fünf von neun Nobelpreisen für Deutschland gingen an jüdische Forscher, wie Albert Einstein, Fritz Haber und Paul Ehrlich.
Das nationalsozialistische Gewaltregime vernichtete jeden Ansatz zum gedeihlichen Zusammenleben auf unabsehbare Zeit und endete im perfidesten Massenmord der Menschheitsgeschichte. Für Überlebende des Völkermords wurde Israel zum einzigen Zufluchtsort, an dem sie effektiv vor Verfolgung und Anfeindungen geschützt leben können.
Fortwährende Bedrohung durch Hass und Hetze
Christopher Clark beschreibt die Geschichte jüdischer Integration wie auch ihre fortwährende Bedrohung durch Hass und Hetze - bis heute, in Zeiten von Migration und Anonymität des Internets. In Gesprächen mit der Kognitionswissenschaftlerin Prof. Monika Schwarz-Friesel, die jüngst eine Studie über zunehmenden Antisemitismus im Internet veröffentlicht hat, mit Historiker Prof. Andreas Nachama oder der Pariser Rabbinerin Delphine Horvilleur geht er der Frage nach, welcher Gefahr der gesellschaftliche Frieden ausgesetzt ist und welche Wege es gibt, dem grassierenden Antisemitismus wirksam zu begegnen.