Die Welt ist überzogen von einem Netz an Vulkanen: Vulkane, die glühende Lava spucken, die seit Jahrhunderten schlafen oder Vulkane, deren Ausbruch unmittelbar bevorstehen könnte. Rund 1.500 Vulkane gelten als aktiv, sie sind in den letzten 10.000 Jahren ausgebrochen. Jährlich melden sich etwa 50 lautstark zu Wort.
Zerstörer und Bewahrer in einem
Der Nyiragongo in der Demokratischen Republik Kongo ist einer der gefährlichsten Vulkane. In seinem Krater brodelt der größte Lavasee der Welt. Er liegt in unmittelbarer Nähe der Millionenstadt Goma. Beim jüngsten Ausbruch des Nyiragongo im Jahr 2002 tötete die Lava 147 Menschen und zerstörte große Teile der Stadt. Rund 200.000 Menschen verloren ihre Häuser. Der ostkongolesische Feuerberg ist eine tickende Zeitbombe und zugleich ein Glücksfall für die Wissenschaft. Denn der Nyiragongo ist einer von acht Vulkanen auf der Erde, bei denen der Lavasee immer aktiv ist. Sein Krater hat einen Durchmesser von einem Kilometer und ist mit zehn Millionen Kubikmeter Magma gefüllt. Die zerstörerischen Kräfte in den Tiefen des Berges lassen sich nur erahnen. Wenn sie sich entfalten, hält sie nichts und niemand auf.
Trotz aller Gefahr bringen Vulkane den Menschen auch Nutzen. Oft kann in ihrer unmittelbaren Umgebung intensiv Ackerbau betreiben werden, denn Vulkanasche enthält wichtige Nährstoffe wie Phosphor, Kalium und Kalzium. Innerhalb weniger Monate verwittert die Asche auf dem Boden durch Regen und hohe Temperaturen. Dadurch werden viele mineralische Stoffe freigesetzt, die sich sehr förderlich auf das Pflanzenwachstum auswirken. Weltweit leben etwa 500 Millionen Menschen in der Nähe aktiver Vulkane.
Abenteuer Forschung – im wahrsten Sinne
Nicht nur Menschen, auch Tiere nutzen die Vulkangebiete als Lebensraum. In Papua-Neuguinea hat sich ein Vogel in seinem Brutverhalten auf verblüffende Weise an die lebensfeindlich scheinende Umgebung angepasst: Das Großfußhuhn gräbt etwa zwei Meter tiefe Löcher in die Vulkanasche – exakt so tief, dass der Sand dort etwa die Temperatur von 33 Grad Celsius hat. Für das Graben der tiefen Bruttunnel sind die Hühner mit ihren riesigen Füßen gut ausgerüstet – daher ihr Name. Am Ende des Tunnels legt das Huhn sein Ei ab und bedeckt es mit Vulkanasche. Dann übernimmt der Vulkan das Ausbrüten. Nach dem Schlüpfen sind die Jungen auf sich allein gestellt und müssen sich ohne Hilfe der Eltern zurechtfinden.
Quer durch die Südsee und rund um den Pazifik verläuft der Ring of Fire oder Pazifische Feuerring – der größte zusammenhängende Vulkangürtel der Erde. Im Inselstaat Vanuatu wagt sich Dirk Steffens hinab in den Yasur, einen der aktivsten Vulkane der Welt. Auch er hat einen offenen Lavasee. Die Geologen überwachen den Yasur engmaschig, um herauszufinden, ob sich ein großer Ausbruch ankündigt. Immerhin leben auf der kleinen Insel etwa 30.000 Menschen, und das, obwohl der Yasur mehrmals am Tag ausbricht – im Schnitt alle 20 Minuten. Der französische Vulkanologe Thomas Boyer hat einen kühnen Plan: Zusammen mit Steffens will er eine Probe einer noch glühenden Lavabombe nehmen, in der sich Hinweise auf Veränderungen im Vulkan finden.
Island – von Vulkanen geschaffen
Auf Island kann man die gewaltigen Kräfte der Vulkane besonders deutlich spüren. Die gesamte Insel hat ihre Existenz den Vulkanen zu verdanken. Jeder Stein, der sich hier befindet, hat denselben geologischen Ursprung: eine gigantische Magmakammer in 450 Kilometer Tiefe unter dem Meeresboden. Die aktiven Vulkane gasen Kohlendioxid aus, aber auch etwas, dem wir unsere Existenz verdanken: Wasser. Hier liegt die eigentliche Überraschung. Erst durch Vulkanismus konnten die riesigen Mengen Wasser, die seit Milliarden Jahren im flüssigen Magma im Erdinneren gespeichert sind, im Lauf der Erdgeschichte an die Oberfläche unseres Planeten gelangen. Den Vulkanen verdanken wir also sehr vieles, wenn nicht alles: das lebensspendende Wasser und auch die Atmosphäre, die uns schützt.
Drei Fragen an die Vulkanforschung
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