Zivilisationen verdanken ihre Entwicklung Rindern. Auf dem Rücken von Pferden entstanden Weltreiche. Aus wilden und gefährlichen Wölfen wurden unsere besten Freunde, die Hunde. Tiere haben uns bedroht und uns vorangebracht. Sie haben unser Leben geprägt.
Die neolithische Revolution
Eine der größten Umwälzungen in der Geschichte der Menschheit ist untrennbar mit Tieren verbunden: Hunderttausende Jahre lang waren unsere Vorfahren von Wildtieren abhängig, um zu überleben. Das änderte sich erst, als die Menschen begannen, Tiere zu zähmen. Anstatt sie zu jagen, nahmen sie Jungtiere zu sich und zogen sie auf. So wurden aus Jägern und Sammlern allmählich Hirten und Bauern. Man nennt diesen Umbruch in der Menschheitsgeschichte auch neolithische Revolution. Er leitete die Jungsteinzeit – das Neolithikum – ein.
Die Domestizierung wilder Arten bereitete den Weg in unsere moderne Welt. Sie erlaubte es einer Bevölkerung, zu wachsen und erste Zivilisationen entstehen zu lassen. Es ist erstaunlich, wie aus wehrhaften, mächtigen Auerochsen mit gewaltigen Hörnern zahme Rinder wurden. Die Tiere lieferten nicht nur Fleisch und Milch. Sie brachten die Landwirtschaft maßgeblich voran, indem sie Pflug und Karren zogen. Die jahrtausendelange gemeinsame Geschichte mit Milchvieh veränderte sogar das Erbgut von Menschen.
Unsere treuesten Gefährten
Der Hund zählt ursprünglich zu den Raubtieren, dennoch fühlen sich Menschen keinem anderen Tier so tief verbunden. Und kein anderes Tier wurde durch Zucht stärker verändert. Dass die Domestizierung des Wolfes überhaupt erfolgreich war, ist außergewöhnlich. Denn der Stammvater des Hundes gilt bis heute als gefährlich und aggressiv – damals war er der Nahrungskonkurrent des Menschen.
Wie sähe eine Welt ohne Pferde aus? Schon seit frühester Zeit haben Menschen Pferde genutzt, um neue Reiche zu erobern. Dschingis Khan wäre es ohne seine Pferde niemals gelungen, ein derartiges Weltreich aufzubauen. Bis in die Neuzeit ist das Pferd mit der Kriegskultur und der Eroberung von Ländern verbunden.
Tiere, die Verhängnis brachten
Manche Tiere hatten auf die Weltgeschichte einen verheerenden Einfluss: Ratten und andere Nagetiere sind das natürliche Reservoir des Pesterregers. Der Schwarze Tod löschte Mitte des 14. Jahrhunderts große Teile der Bevölkerung vollständig aus. Ratten haben damit eine unrühmliche Geschichte geschrieben. Allerdings hat die Rattenart, die heute unsere Keller und Kanäle bevölkern, mit der historischen Pest gar nichts zu tun.
Katzen zählen zu den Haustieren, die heute noch im Verhalten stark ihrer wilden Verwandtschaft ähneln. Auch Hauskatzen sind in erster Linie Raubtiere und gelten dort, wo sie von Menschen eingeschleppt wurden, als eine der schlimmsten invasiven Arten der Welt. In Neuseeland, dem Land, in dem es ursprünglich kaum Säugetiere gab und sich die Vogelwelt ganz unabhängig von den bei uns heimischen Raubtieren entwickeln konnte, bereitet die Invasion der Katzen große Probleme. Viele neuseeländische Vogelarten wie der Kiwi sind Laufvögel. Besonders ihr Nachwuchs hat gegen Katzen keine Chance.
Die üblichen Nobelpreisverdächtigen
Ein Tier beeinflusst die Weltgeschichte bis heute – und vermutlich noch in Zukunft – auf positive Weise: die Maus. Ihr verdanken viele von uns ihr Leben. Unzählige Medikamente würde es ohne Mäuse nicht geben. 90 Prozent aller verliehenen Medizin-Nobelpreise gehen auf die Forschung mit Tieren zurück. Doch Tierversuche sind umstritten. Es gibt einen breiten Konsens, sie so weit wie möglich zu ersetzen. Dort, wo sie heute noch unverzichtbar sind, sollte man es den Labormäusen so angenehm wie möglich machen. Dirk Steffens besucht eine Forscherin, die sich für das Wohlergehen von Versuchstieren einsetzt. Weiße Schokolade spielt dabei eine zentrale Rolle.
Auf seiner Reise durch die Weltgeschichte der Tiere zeigt sich für Dirk Steffens eines ganz klar: Ohne die Tiere, die auf besondere Weise Geschichte schrieben, würde unsere Welt heute ganz anders aussehen. Es ist höchste Zeit, einmal Danke zu sagen.
Tiere – wo wären wir ohne sie?
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