Die industrielle Revolution katapultierte die Welt im 19. Jahrhundert in eine neue Phase. Das Zeitalter der Massenmigration war angebrochen, erleichtert durch völlig neue Arten von Verkehrsmitteln und Kommunikation. Die Eisenbahn beschleunigte das Reisen auf den Kontinenten. Das Dampfschiff ermöglichte transkontinentale Reisen selbst für weniger Vermögende.
Wer darf rein, und wer muss draußen bleiben?
Zwischen 1850 und 1950 wanderten etwa 50 Millionen Europäer in die USA aus. Viele bewegte die Hoffnung auf mehr politische Freiheit und auf ein Leben ohne Not und Entbehrungen. Auch die Bewegungen auf den anderen Kontinenten nahmen nie dagewesene Ausmaße an. Die Frage war nun: Wer darf rein, und wer muss draußen bleiben? Gesetze, Grenzen und Behörden, die Ein- und Auswanderung regeln sollten, gewannen zunehmend an Bedeutung.
Der Nationalismus wurde zur prägenden Ideologie des 19. Jahrhunderts. Grob umrissene Interessensgebiete oder Vielvölkerreiche wichen Nationalstaaten, die sich über klare Grenzen definierten.
Riesige Massenmigrationen
Die Weltkriege und deren katastrophale Folgen setzten im 20. Jahrhundert unzählige Menschen in Bewegung. Die Vertreibung der Juden aus Europa durch die Nationalsozialisten, die Verschiebung von mehr als 12 Millionen Deutschen aus den ehemaligen Ostgebieten nach Westdeutschland oder die Umsiedlung von 25 Millionen Muslimen infolge der Trennung von Indien und Pakistan waren riesige Massenmigrationen der Geschichte.
Auch heute sind viele Menschen unterwegs: 255 Millionen Menschen leben nach aktuellen Angaben der UN nicht in dem Land, in dem sie geboren wurden. Nur ein Teil von ihnen ist aus ihrer Heimat geflohen. Die überwiegende Anzahl migrierte aus anderen Gründen. Für Migrationsforscher ist die Zahl gemessen an der Weltbevölkerung nicht außergewöhnlich hoch, denn es hat immer Migrationsbewegungen gegeben. Die Welt in ihrem heutigen Zustand ist das Resultat der immerwährenden "Reise der Menschheit".