Als Christoph Kolumbus 1492 amerikanischen Boden betrat, setzte er eine völlig neue Migrationsbewegung in Gang. Die Europäer brachten fast alle 500 Millionen Menschen, die damals die Welt bevölkerten, direkt oder indirekt in Bewegung. Wo immer in Nord- und Südamerika, Asien, Afrika oder Australien Europäer siedelten und herrschten, importierten sie Pflanzen und Tiere, Religion und Sprache, aber auch Krankheiten.
Eine Katastrophe folgt der nächsten
Die Folgen waren dramatisch: 100 Jahre nach Kolumbus waren mehr als 90 der 100 Millionen Ureinwohner Amerikas tot, vor allem durch importierte Viren, gegen die sie nicht immun waren. Den Kolonialisten fehlten nun Arbeitskräfte. So zog eine Katastrophe die nächste nach sich: Mehr als 12 Millionen afrikanische Sklaven wurden in die "Neue Welt" verschleppt. Viele Forscher glauben, dass die Deportation ganzer Generationen junger Menschen bis heute für die Probleme Afrikas mitverantwortlich sei.
Mit dem Beginn des 17. Jahrhunderts drängten die Europäer auch nach Osten, gründeten etwa die Niederländische Ostindien-Kompanie. Für ihre Handelsstützpunkte im heutigen Indonesien wurden fast eine Million junger Europäer als Arbeitskräfte angeworben, die meisten Deutsche auf der Suche nach Wohlstand. Wer die lange Reise und die harte Arbeit überlebte, kehrte in seine Heimat zurück – Migranten auf Zeit.