Er ist der König der Deutschen und will als Kaiser über das Abendland herrschen: der Staufer Friedrich Barbarossa. Sein Reich erstreckt sich bis Süditalien. Er gilt als glanzvoller, tatkräftiger und tugendhafter Herrscher. Doch seine Herrschaft ist umstritten. Mächtige Rivalen fordern den Monarchen heraus - auch sein einstiger Verbündeter Heinrich der Löwe.
Rom am 18. Juni 1155: hoher Besuch in der ewigen Stadt. Einen deutschen König haben die Römer zwei Jahrzehnte lang nicht gesehen. Wegen seines roten Bartes nennen ihn die Bürger von Rom "Barbarossa". Er ist gekommen, um sich vom Papst zum Kaiser krönen zu lassen. Friedrich Barbarossa wird der 10. deutsche König mit der römischen Kaiserkrone.
Erneuter Konflikt mit dem Papst
Barbarossa will mit dem Papst mindestens auf einer Stufe stehen. Jahrzehnte nach dem "Gang nach Canossa" geht es wieder um die Frage: Ist der Kaiser ein Gefolgsmann des Papstes oder steht er gleichberechtigt neben dem Pontifex? Der Konflikt mit dem Kirchenoberhaupt eskaliert. Auch die Bürger Roms rebellieren gegen den deutschen König.
Mit einer neuen Frau erweitert Barbarossa seinen Machtbereich: Im Juni 1156 heiratet
der 34-Jährige auf dem Hoftag in Würzburg die 16-jährige Beatrix von Burgund: Dadurch erringt Friedrich Herrschaftsrechte in Burgund und in der Provence. Zehn Kinder zeugt Barbarossa mit seiner Frau.
Der "Löwe" wird zum Gegner
Der Machtkampf in Italien bindet Kräfte und lässt auf deutschem Boden die Territorialherrscher erstarken. Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern, wird zum Gegner Friedrich Barbarossas. Er gilt als machtgierig und tritt als Städtegründer in Erscheinung: In Bayern legt er das Fundament für eine Marktsiedlung, die den Namen "Munichen" erhält - das heutige München. Heinrich gründet auch die Städte Lübeck, Braunschweig und Schwerin. Er macht damit deutlich: Neben dem Kaiser gibt es auch mächtige deutsche Fürsten. Heinrich der Löwe bietet Barbarossa die Stirn. Als Heinrich ihm schließlich die Gefolgschaft verweigert, wird er in die Verbannung geschickt.
Auch in Italien nehmen die Konflikte kein Ende: Bei der Schlacht von Legnano im Mai 1176 geht es um die Frage, wie weit die Macht des deutschen Königs als römischer Kaiser reicht. Barbarossa verliert - und er hat mit dieser Niederlage nicht nur eine Schlacht verloren. In Venedig kommt es im Jahr 1177 zum bis dahin größten Friedenskongress der europäischen Geschichte. Gesucht wird nach einem Ausgleich der Interessen zwischen Deutschen und Italienern. Barbarossa muss sich unterwerfen. "Der wahre Kaiser ist der Papst", heißt es fortan.
Todesumstände weiter ungeklärt
Mit 67 Jahren bricht Barbarossa zu einem Kreuzzug nach Jerusalem auf. Doch er wird dort nie ankommen. Es ist der 10. Juni 1190: die Sonne brennt vom Himmel. Friedrich durchquert mit seiner Leibgarde den Fluss. Nach einem Imbiss will er in dem kühlen Gebirgsgewässer ein Bad nehmen. Er steigt ins Wasser und ertrinkt vor den Augen seiner fassungslosen Soldaten. Die Umstände seines plötzlichen Todes sind bis heute ungeklärt.
Barbarossas Bilanz fällt eher nüchtern aus: In den Kämpfen gegen den Papst muss er sich am Ende unterwerfen, seine Italienpolitik scheitert. Dennoch: Er geht als große Persönlichkeit in die deutsche Geschichte ein. Wie kein anderer deutscher Herrscher vor und nach ihm verkörpert er den Glanz des hohen Mittelalters.