Eindrucksvolle Aufnahmen und persönliche Erzählungen der Forscherinnen und Forscher während ihrer Expeditionen beleuchten die drängenden Herausforderungen Amazoniens und die Notwendigkeit, das unersetzliche Weltnaturerbe zu schützen. Die Probleme und die Bedrohung Amazoniens sind vielfältig und recht unterschiedlicher Natur. Die weitreichendsten Folgen hat aber ohne Zweifel die Zerstörung des Regenwaldes. Jede Minute brennt im Amazonasgebiet eine Waldfläche von drei Fußballfeldern ab. Der größte zusammenhängende Regenwald unserer Erde ist lebenswichtig für unseren Planeten. Noch sind 80 Prozent im gesamten Amazonasgebiet intakt.
Regenwald als Aircondition
Im Norden Brasiliens untersucht die Klimafolgen-Forscherin Anja Rammig im Rahmen des internationalen Forschungsprojekts AmazonFACE, wie sich die zunehmende Erderwärmung auf das empfindliche Ökosystem Regenwald auswirkt. Regenwälder binden Kohlendioxid aus der Atmosphäre und spielen daher für das Klima auf unserer Erde eine ungeheuer wichtige Rolle. Allein der brasilianische Regenwald bindet jährlich rund 125 Milliarden Tonnen Kohlendioxid. Das ist enorm viel, etwa 180mal so viel wie der jährliche CO2-Ausstoß in Deutschland. Der Regenwald wird oft die "Lunge der Erde" genannt, aber eigentlich ist er eher eine Aircondition, der zur Kühlung der Erde beiträgt.
Untersucht wird, was mit dem Regenwald geschieht, wenn mehr Kohlendioxid durch die Klimakrise eingetragen wird. Anja und ihre Kolleginnen untersuchen seit zehn Jahren Blätter von Regenwaldbäumen bis zu einer Höhe von 40 Metern. Sie nehmen an, dass die Bäume in Zukunft durch mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre auch mehr Zucker produzieren. Wie wirkt sich das auf Bäume und Boden aus? Verändert sich das regionale und kontinentale Klima? Was passiert mit dem Wasserkreislauf der ganzen Region und dem der Welt? Durch das Speichern von großen Mengen an Kohlendioxid aus der Atmosphäre könnte der Regenwald dazu beitragen unser globales Klima abzukühlen.
Stark gefährdete Wildtierarten
Im brasilianischen Bundesstaat Tocantins begleitet die Biologin Antje Müllner einheimische Naturschützer des Instituto Araguaia auf deren täglichen Patrouillen im Schutzgebiet Cantão, um Brandstifter und Wilderer abzuschrecken. In der Feuchtsavanne gibt es mehr Fischarten als in ganz Europa und große Bestände von stark gefährdeten Wildtieren, wie Araguaia-Flussdelfine, Flachlandtapiere oder Riesenotter.
Wie unentbehrlich kleine Primaten wie Schnurrbarttamarine für die Verbreitung von Samen im Regenwald sind, untersucht Prof. Eckhard Heymann seit vielen Jahren im peruanischen Forschungsgebiet Estación Biológica Quebrada Blanco, 70 Kilometer südöstlich von Iquitos. Der Tropenökologe stellt fest, dass nur tief im peruanischen Teil des Amazonas-Regenwaldes noch einige ursprüngliche Wildnisgebiete existieren.
300 verschiedene indigene Völker
Neben den gewaltigen Landschaften verleihen rund 300 verschiedene indigene Völker Amazonien ein besonderes Gesicht. Die Indigenen müssen für ihre Traditionen und ihr Land immer wieder kämpfen. Vergleichsweise gut geht es den Xinguanos im oberen Xingú-Gebiet. Das Gebiet ist etwas größer als Mecklenburg-Vorpommern. Auf 27.000 Quadratkilometern Wildnis verteilt, leben rund 15 verschiedene Stämme der Xingu-Indianer, auch der der Stamm der Matipu. Roland Garve ist auf dem Weg nach Aíha, eines ihrer beiden Hauptdörfer. Seit 1992 zieht es den Ethnologen und Zahnarzt immer wieder zu den Matipu. Diesmal folgt Roland Garve der Einladung zu einem eindrucksvollen, uralten Trauerritual, bei dem die Toten verabschiedet werden: mit gemeinsamem Tanz, kollektivem Weinen und traditionellen Ringkämpfen.