Wie sah ihr Alltag damals aus, was hat der Krieg aus ihnen gemacht? Waren Frauen wirklich so angepasst, fügsam und fruchtbar, wie es die Naziideologie vorschrieb? "ZDF-History" schildert fünf Frauenschicksale im Zweiten Weltkrieg.
Verzweiflung und zerbrochene Illusionen
"Kein Gruß, kein Lebenszeichen. Meine Sorge um dich, mein Herzlieb, wird immer größer. Du musst einfach wiederkommen. Wir brauchen dich doch so notwendig", schreibt Luise Stieber aus Stuttgart an ihren Mann Paul. Der gilt seit 1943 als vermisst. Luise bangt um sein Wohlergehen, muss sich allein um den Familienbetrieb und die Kinder kümmern - wie Millionen andere Frauen in diesen Kriegsjahren.
Der Krieg zerreißt Familien, macht Frauen zu Alleinerziehenden und lässt sie oftmals verzweifeln. Das offenbaren Tagebücher und Briefe wie von Luise Stieber oder Ilse Schünemann aus Meerane. Die fünffache Mutter und Arztfrau ist überzeugte Nationalsozialistin. Als der Krieg ausbricht, ist es für sie selbstverständlich, dass auch ihre drei Söhne an die Front ziehen. Doch ihre Illusionen zerbrechen; zwei Söhne fallen, und als der Krieg verloren ist, nimmt sich Ilse Schünemann das Leben und tötet auch ihre Töchter Heidi und Andrea. "Ohne Deutschland kann ich nicht leben und habe den Mädels das Leben gegeben und darf es ihnen auch nehmen", schreibt sie in einem ihrer letzten Briefe.
Illegale Hilfe in der grausamen Wirklichkeit
Lona von Lieres, adlige Gutsherrin aus Oberschlesien, verliert durch den Krieg nicht nur ihre Überzeugungen, sondern auch ihren ältesten Sohn, ihr Leben auf Schloss Golkowitz und ihre Heimat. Die Hobby-Filmerin hat den Alltag und das Familienleben in bewegten Bildern festgehalten – einzigartige Filmaufnahmen einer untergegangenen Welt.
Erika Ohr, Schäferstochter aus dem Hohenloher Land, gehört zu den vielen Frauen, die sich freiwillig zum Kriegseinsatz melden. Rund 500.000 Frauen dienen als Wehrmachtshelferinnen, 400.000 als Krankenschwestern beim Roten Kreuz. Erika Ohr hofft, dem ländlichen Dasein zu entfliehen, doch in der Ukraine wird sie mit der grausamen Kriegswirklichkeit konfrontiert.
Das Beispiel von Ruth Andreas-Friedrich aus Berlin zeigt, dass es auch in der NS-Diktatur möglich war, ein Leben jenseits der Naziideologie zu führen. Die geschiedene Journalistin und Hitlergegnerin schart eine Gruppe Gleichgesinnter um sich, die sich "Onkel Emil" nennt und jüdischen Verfolgten hilft, zu überleben.
Diese Schicksale stehen stellvertretend für das Leben von Millionen Frauen damals in Deutschland.