Historiker und „Terra X History“-Host Mirko Drotschmann folgt den Spuren von Manfred Gans, Kampfname Frederick "Freddie" Gray, der als Angehöriger einer britischen Spezialeinheit kurz nach Kriegsende Trümmerdeutschland durchquert. Er ist auf der Suche nach seinen Eltern, die von den Nationalsozialisten verschleppt wurden.
600 Kilometer durch das zerstörte Deutsche Reich liegen noch vor ihm, als Freddie sein nächstes Ziel, das weitgehend zerstörte Münster, erreicht. Die Hauptstraßen sind inzwischen geräumt. Die Besatzer brauchen Platz für ihre Truppentransporte. Freddie übernachtet in einer ehemals deutschen Kaserne, die jetzt von Amerikanern genutzt wird. Dort wie andernorts beobachtet er Fraternisierungsversuche, die von den Alliierten eigentlich strengstens untersagt sind. Freddie notiert: „Die Moral der deutschen Frauen ist völlig im Eimer. Überall liegen hartgesottene deutsche Mädchen mit ihren Soldaten herum.“
Freddie verlässt Münster Richtung Südosten. Unterwegs werden er und sein Fahrer Bob Zeuge einer wahren Völkerwanderung. Millionen Menschen sind bei Kriegsende entwurzelt durch Krieg, Flucht und Verschleppung. Die Straßen sind voll. Die Reise führt weiter nach Eisenach und von dort Richtung Sachsen. Hier endet das von den West-Alliierten kontrollierte Gebiet. Wo genau die Grenze verläuft, ist damals kaum ersichtlich. Auch für die Bevölkerung vor Ort, die oft nicht weiß, wer ihre Heimatstadt einnehmen wird. Man blickt voller Angst auf die Rote Armee, fürchtet Rache. Denn an der Ostfront hatten die Deutschen besonders verheerend gewütet. Es kommt zu Hunderttausenden Vergewaltigungen. Die weitaus meisten Taten gehen von Rotarmisten aus, sie sehen es auch als Vergeltung für deutsche Verbrechen.
Über Chemnitz und Oberlungwitz führt Freddies Reise nach Schwarzenberg und tiefer ins Erzgebirge. Dort trifft er auf eine Division bewaffneter Wehrmachtssoldaten, die sich ihm ergeben wollen – mehrere Tage nach Kriegsende. Freddie lehnt ab und sucht das Weite. Er ist jetzt nur noch gut 100 Kilometer von Theresienstadt entfernt. Am Abend des 14. Mai hat er sein Ziel erreicht. Nur wenige Tage, nachdem die Rote Armee hier die Kontrolle übernommen hat. Drei Tage hat Freddie gebraucht: von den Niederlanden quer durch Deutschland bis dorthin. Er hat immer noch die Hoffnung, seine Eltern lebend zu finden.