Es ist ein Konflikt, der auch als "Duell" zweier Kontrahenten gilt, "David gegen Goliath". Die Forderungen beider Seiten – zur Beendigung des Krieges – liegen unvereinbar auseinander. Ist eine realistische Friedensperspektive überhaupt absehbar?
Putins unterschätzter Gegner
Seit dem 24. Februar 2022, dem Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine, herrscht wieder Krieg in Europa. Ein Angriffskrieg, der ganz anders gelaufen ist, als der Aggressor es sich vorgestellt hat. Putin hat seinen erklärten Gegner völlig unterschätzt, den Widerstand der Ukrainer und ihrer Führung.
Es ist ein Konflikt, der nicht nur auf dem Schlachtfeld ausgefochten wird, sondern auch auf der nationalen und internationalen Bühne. Putin hat es mit einem Gegenspieler zu tun, der sein Volk zu mobilisieren weiß, der Kriegsschauplätze aufsucht, sich nicht hinter dem Schreibtisch verschanzt, mehr und mehr die Rolle eines Freiheitshelden einnimmt.
Rhetorische Aufrüstung
Selenskyj hält auf Videowänden in Parlamenten, Kongressen, Versammlungen der EU und UNO ergreifende Reden, findet Gehör, wenn er sagt, die Ukraine verteidige europäische Werte und Grenzen. Anders als Russland ist der angegriffene Nachbar militärisch und finanziell zwingend auf Unterstützung von außen angewiesen.
Putin hält dagegen, richtet Drohungen gegen den Westen, jede Lieferung stärkerer Waffen an die Ukraine eskaliere den Konflikt, mache die NATO zur Kriegspartei. Sein Ziel: Verunsicherung bei den Unterstützern, notfalls mit der Warnung vor der Gefahr des Atomkrieges.
Blick in die europäische Geschichte
Doch anstelle eines schnellen Sieges russischer Streitkräfte mehren sich militärische Rückschläge. Die Ukraine sieht keinen Anlass, Moskaus kriegerische und völkerrechtswidrige Eroberungen hinzunehmen, und findet dabei im Westen Unterstützung. Mehr denn je liegen die Bedingungen beider Seiten für Verhandlungen auseinander. Doch wie lange soll der militärische Konflikt noch dauern? Welche Voraussetzungen gibt es für einen Frieden? Und: Kann ein Blick in die Geschichte Hinweise auf eine mögliche Lösung geben?
"Weder Russland noch die Ukraine werden ihre Ziele erreichen", meinen internationale Expertinnen und Experten, die im Film zu Wort kommen. Doch was bliebe dann? Allenfalls die Einstellung der Kampfhandlungen, ein Einfrieren der militärischen Lage und Besatzungssituation – wie in Korea, verbunden mit einem Aufschub wesentlicher Statusfragen? Auf welchen Wertegrundlagen könnte dann später einmal verhandelt werden, mit welchen Personen und Parteien, national und international? Welche Abstriche müssten beide Seiten von ihren Maximalforderungen machen? Wer könnte die später zu schaffende Friedensordnung garantieren?
Es wäre eine Jahrhundertaufgabe, wie sie sich auch nach früheren großen Kriegen der europäischen Geschichte stellte.