Eigentlich wollen die meisten vor allem eines: einfach nur jung sein dürfen. Doch das ist gar nicht so leicht, da der Staat seine Jugend mit Ansprüchen regelrecht überfrachtet. Die "Hausherren von morgen" sollen so sein, wie die Staatspartei SED es wünscht.
In Ost und West: Die Jugend liebt dieselben Rhythmen
Viele Jugendliche machen dennoch begeistert mit, glauben sie doch dem Versprechen, dass nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg in der DDR ein besseres Deutschland entsteht. Die "Freie Deutsche Jugend" (FDJ), der einzig staatlich anerkannte Jugendverband der DDR, wird 1946 mit überparteilichem Anspruch gegründet, bald aber zur "Kampfreserve" der Staatspartei SED degradiert. Manfred Haertel, der in Brandenburg aufwächst, ist überzeugter FDJler, lässt sich sogar in die FDJ-Leitung seiner Berufsschule wählen. Er möchte etwas verändern, sich im neuen Staat einbringen. Doch als er sich weigert, bei der vormilitärischen Ausbildung mit einer Waffe zu schießen, gerät sein Studienwunsch Lehrer in Gefahr.
Regine Sylvester ist 15 Jahre alt, als im August 1961 mitten in ihrer Heimatstadt Berlin die Mauer gebaut wird und das Leben des Teenagers komplett auf den Kopf stellt. Eben noch im Osten wie im Westen zu Hause, muss sie sich nun ganz in der DDR einrichten. Die staatlich verordnete Abgrenzung zum Westen prägt die DDR-Jugend in nahezu allen Lebensbereichen. Aber die Mauer kann nicht verhindern, dass auch die Ost-Jugend dieselben Rhythmen liebt wie ihre Altersgenossen im Westen – von Rock 'n' Roll und Beat bis Pop und Hip-Hop.
"Keine Persönlichkeit, sondern eher ein Zuchtergebnis"
Das DDR-Bildungssystem gilt vielen bis heute als vorbildlich. Erziehungsziel ist die "sozialistische Persönlichkeit". Abini Zöllner, die in Ostberlin aufwächst, verbindet mit diesem Begriff jedoch etwas ganz anderes als von Staats wegen intendiert: Für sie ist es jemand, der zwei Denkweisen verinnerlicht hat – und öffentlich anders redet als er eigentlich denkt: "Also eigentlich keine Persönlichkeit, sondern eher ein Zuchtergebnis." Wer als Schülerin oder Schüler aufmuckt und aus der Reihe tanzt, muss mit harten Konsequenzen rechnen, wie Sonja Rachow, die in einen der berüchtigten Jugendwerkhöfe eingewiesen wird.
In den letzten Jahren der DDR wenden sich immer mehr Jugendliche vom Sozialismus ab. Viele stellen einen Ausreiseantrag, nicht wenige fliehen im Sommer 1989 über Ungarn in den Westen. Andere bleiben, in der Hoffnung, das Land von innen heraus verändern zu können. Für alle war die DDR das Land, das sie geprägt hat. Bis heute.