In Briefen und Tagebüchern erzählen Deutsche und Sowjetbürger, was sie in den ersten sieben Monaten dieses grausamen Krieges sahen und fühlten - ein Leutnant aus Bremen, eine Bibliothekarin aus Kiew, ein tiefgläubiger Sanitäter aus Gerblingerode.
Trügerische Siegeszuversicht
In den persönlichen Schilderungen geht es um Grenzerfahrungen, auch weil dieser Krieg sich von anderen grundsätzlich unterschied. In einer Ansprache vor Generälen im Frühjahr 1941 hatte Hitler erklärt, es handele sich um den "Kampf zweier Weltanschauungen gegeneinander", die Wehrmacht müsse "vom Standpunkt des soldatischen Kameradentums abrücken, der Kommunist ist vorher kein Kamerad und nachher kein Kamerad. Es handelt sich um einen Vernichtungskrieg."
Die Phasen dieses Krieges wurden auf beiden Seiten sehr unterschiedlich erlebt. Aus den Briefen der Deutschen spricht in den ersten Wochen Siegeszuversicht, das Erlebnis sei "gewaltig", mit "Siebenmeilenstiefeln" gehe es "dem Frieden entgegen" - ein Grundvertrauen in die eigene Kraft, das mit der sowjetischen Gegenoffensive Ende 1941 erschüttert wurde.
Verzweiflung, Hunger und Tod
Auf der sowjetischen Seite wechselt die Verzweiflung über permanente Niederlagen, Hunger und Tod allmählich wieder in Zuversicht in die eigene Kraft, in die Hoffnung, dass die Opfer nicht vergeblich waren. "Das schreckliche Jahr 1941 ist vorbei", schreibt die Kiewerin Irina Horoschunowa im Januar 1942 in ihr Tagebuch: "Wird uns das neue Jahr das Ende vom schrecklichen Massaker bringen?"
Die Zitate aus Briefen und Tagebüchern werden illustriert durch deutsches und sowjetisches Filmmaterial, das zum Teil von Soldaten privat aufgenommen wurde und so die inoffizielle Seite des Krieges zeigt. Historiker und eine Psychologin deuten die Aussagen der Augenzeugen und ordnen sie in ihren historischen Kontext ein.