Die Zahlen sind dramatisch: Der Nitrat-Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter wird in der Hälfte aller Messstellen in Deutschland nicht mehr eingehalten. Dabei kann der Stoff beim Menschen Krebs auslösen. Brüssel schlägt Alarm.
Sehr konsequent haben Pierre Ramnick und viele seiner Kollegen im fränkischen Greußenheim reagiert: Im örtlichen Brunnen des 1600-Einwohner-Dorfes war der Nitratwert zu hoch, der Ort sollte an die überregionale Wasserversorgung angeschlossen werden. Daraufhin haben sich die Bauern vor über 20 Jahren gemeinsam entschlossen, 70 Hektar ihrer Flächen für ein Wasserschutzgebiet zur Verfügung zu stellen. Auf dieser Fläche wird heute nichts mehr angebaut. Mit Erfolg: Der Nitratwert im Trinkwasser liegt heute bei 36 Milligramm pro Liter. "Nur so konnten wir unser Wasser schützen", erzählt Ramnick, der seitdem seinen ganzen Betrieb radikal auf Bioanbau ohne Gülle umgestellt hat.
Thomas König in Friesoythe bei Oldenburg ist Schweinezüchter, besitzt einen Mastbetrieb und eine Biogasanlage. Er produziert mehr Gülle und Gärreste als er auf seinen Flächen ausbringen kann. Die Lösung für ihn: Die Fäkalien dorthin transportieren lassen, wo es weniger Tierhaltung gibt. Also kommen wöchentlich Tanklastzüge auf seinen Hof und bringen die tierischen Abfälle zu weit entfernten Bauernhöfen. "Die Gülle ist für andere Bauern ein kostenloser und guter Dünger", meint er.
An der Agrarwissenschaftlichen Fakultät der Hochschule in Osnabrück beschäftigt sich Professor Hans-Werner Olfs seit Jahren mit dem Nitratproblem. Seine Empfehlung: zusätzliche Chemikalien, sogenannte Nitrifikationshemmer, in die Gülle geben, die ein zu rasches Versickern der Schadstoffe verhindern sollen. Doch das Verfahren ist umstritten: Wasserversorger fürchten, dass die chemischen Hilfsstoffe noch nicht genug erforscht sind und zu weiteren Umweltproblemen führen können.
Eine neue Düngeverordnung soll in diesem Sommer verabschiedet werden, um die permanente Überdüngung unserer Böden zu verhindern. Doch viele Interessenverbände mäkeln an den Entwürfen herum. Ob die endgültige Fassung später zur Lösung des Wasserproblems beitragen kann, ist ungewiss.
Derweil sind viele Wasserversorger alarmiert. Sie müssen inzwischen immer tiefer bohren, um an sauberes Wasser heranzukommen. "planet e." zeigt, wie solche Brunnen um bis zu 40 Meter tiefer gelegt werden. Für den Bereichsleiter Trinkwassergewinnung und Grundwasserschutz beim Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband, Egon Harms, eine dramatische Entwicklung: "Danach ist Schluss, darunter ist kein brauchbares Wasser mehr."
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Ein Film von Michael Nieberg
Redaktion: Martin Ordolff
Leitung der Sendung: Cathérine Kipp