Sogar Tiere, die in der Natur vom Aussterben bedroht sind, werden im Zoo im Sinne der Zuchtprogramme "überschüssig" - vor allem Männchen. Einige Zoos fordern nun gezieltes Populationsmanagement: die Option, Tiere zu töten, die nicht für die Zucht gebraucht werden.
Zoos fürchten Reaktionen von Besuchern und Medien
Etwa 50 Tiere wurden 2021 im Tiergarten Nürnberg getötet. Darunter "typische Futtertiere" wie Schafe oder Ziegen, aber auch seltene Antilopen und gefährdete Wildesel. Im Zoo Wuppertal haben sie schon einen Pinguin, ein Känguru und ein Yak verfüttert. Nur wenige Zoos in Deutschland gehen so offen damit um, welche Tiere sie töten. Sie fürchten die Reaktion der Zoogäste - und der Medien.
Der Wuppertaler Zoodirektor Arne Lawrenz plädiert für mehr Transparenz: "Ich glaube, dass wir über die Realität sprechen müssen. Man kann nicht sagen, ich mache dem Menschen eine heile Welt, eine unrealistische Welt, nur damit er sich glücklich fühlt."
Fürs Zuchtprogramm entbehrlich - das Todesurteil?
Fakt ist: Früher waren Zoogeburten insbesondere bei Publikumsmagneten wie Raubkatzen, Menschenaffen oder Elefanten eine Sensation. Doch bessere Haltung und besseres Wissen über die Bedürfnisse der Tiere führen dazu, dass Zoos inzwischen immer häufiger vor dem Problem stehen, dass ihnen der Platz ausgeht. Um Nachwuchs zu verhindern, werden in Deutschland Zootiere kastriert, separiert oder bekommen jahrelang die Pille. Ist das wirklich der beste Weg für die Tiere? Oder nur der leichteste für die Zoobesucher?
Als der Kopenhagener Zoo 2014 den Giraffenbullen Marius tötete und an die Löwen verfütterte, weil er für das Zuchtprogramm uninteressant wurde, war der Aufschrei auch in Deutschland groß. Doch inzwischen fordern einige deutsche Zoobetreiber gezieltes Populationsmanagement mit der Option, Tiere zu töten, die keinen Platz im Zuchtprogramm finden.
Nutzen für die Arterhaltung
Dag Encke, Zoodirektor im Tiergarten Nürnberg, argumentiert, nur so sei es möglich, viele Arten, die in der Natur vom Aussterben bedroht sind, langfristig im Zoo zu erhalten. "Wir müssen Entscheidungen treffen, die in die Zukunft weisen und die können zum Teil so sein, dass sie uns selbst sehr verletzen", sagt Encke.
Ist es richtig, wenn Individuen getötet werden, damit eine Art erhalten werden kann? Kann es moralisch falsch und trotzdem notwendig sein? Und fällt die Antwort unterschiedlich aus, je nachdem, ob es um eine Ziege, eine Giraffe oder einen Gorilla geht?
"planet e." über komplexe ethische Herausforderungen, unangenehme Wahrheiten und die Verantwortung des Menschen für die Tiere dieser Welt.
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Team
Ein Film von Christine Seidemann
Kamera: Patrick Waldmann, Andrzej Król, Patrick Maazouz, Alexander Vexler
Schnitt: Martin Riedmiller
Redaktion: Andreas Ewels
Leitung der Sendung: Cathérine Kipp
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