Zimmerpflanzen als Rückbesinnung auf die Natur. Gekauft mit gutem Gewissen. Die grünen Schmuckstücke sollen gut fürs Raumklima sein. Doch der Boom hat auch seine Schattenseiten.
Verbotene Pestizide im Wohnzimmer
Mit einem Marktvolumen von 1,7 Milliarden Euro haben sich Zimmerpflanzen zu einem lukrativen Geschäft entwickelt. In Europa machen strenge Regeln beim Einsatz von Pestiziden, enorme Energiekosten und hohe Löhne den Anbau von Zimmerpflanzen unattraktiv. Billig produziert werden sie daher in Ländern des globalen Südens mit guten klimatischen Bedingungen – so wie in Costa Rica: Auf dem Rücken der Umwelt und der Niedriglohn-Arbeiter werden dort mithilfe von gefährlichen chemischen Pflanzenschutzmitteln und dem enormen Einsatz von Dünger Stecklinge im Akkord hochgezogen.
Ausgelaugte Böden, verschmutzte Gewässer, kranke Arbeiter. Fernando Ramírez-Muñoz ist alarmiert. Der Professor am Institut für toxikologische Studien der Universität in San José untersucht seit Jahren den Pestizideinsatz in seinem Heimatland. Das Problem in seinen Augen: Chemische Pflanzenschutzmittel sind billig, leicht verfügbar und erzielen schnell den erwünschten Effekt. Viele der eingesetzten Pestizide kommen aus Europa. Hier ist ihr Einsatz oftmals verboten. Über die Zimmerpflanzen holen wir die Pestizide wieder in die eigenen vier Wände, weiß Corinna Hölzel vom BUND.
Und der Verbraucher? Der kann kaum nachverfolgen, woher seine Zimmerpflanze stammt: gezogen in Costa Rica, weiterkultiviert in den Niederlanden, verkauft in Deutschland. Trotz eines EU-Pflanzenpasses fehlt es an Transparenz für den Kunden. Er erfährt nur, wo seine Pflanze zuletzt kultiviert wurde. Und das ist meist in Europa. So können schlechte Arbeitsbedingungen und der Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln in den Herkunftsländern verschleiert werden.
"Planet e." reist zum Ursprung unserer Zimmerpflanzen, beleuchtet die weiten Wege und gibt Antworten auf die Frage, welche Folgen die wachsende Nachfrage nach immer mehr Grün in unseren vier Wänden für unsere Umwelt hat.
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Team
Film von Judith Paland und Hilmer Rolff
Kamera: Olivier Halin, David Karbowiak, Syara Kareb, Andreas Tonndorf
Schnitt: Martina Falz
Redaktion: Martin Ordolff
Leitung der Sendung: Cathérine Kipp