Auf Urlaub verzichten will kaum jemand. Doch der muss in Zeiten des Klimawandels neu gedacht werden. "planet e." zeigt drei Tourismusregionen auf der Suche nach Lösungen: das Ahrtal, Mallorca und die bei Abenteuerreisenden immer beliebter werdende Insel Grönland.
Ahrtal: Wiederaufbau mit nachhaltigen Konzepten
Idyllische Weinberge, malerische Wanderwege. Bis zur Flutkatastrophe im Jahr 2021 galt das Ahrtal als ein Traumziel für Wellness- und Weintouristen. Schlagartig war all das vorbei. Heute gelten die Zerstörungen im Ahrtal als Sinnbild für extreme Wetterereignisse, wie sie sich als Folge des Klimawandels auch in Deutschland häufen könnten.
Doch der Tourismus ist traditionell einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren für die Region. Wie kann das Ahrtal wieder attraktiv werden, wenn Infrastruktur und Gastronomie in Trümmern liegen? Diese Frage stellt sich Hotelier Christian Lindner. Gemeinsam mit seiner Familie wagt er den Wiederaufbau seines Jugendstilhotels – und kämpft gleichzeitig als Vorsitzender des "Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V." für ein nachhaltiges Tourismuskonzept. Das Ziel: Eine Katastrophe wie diese darf sich nicht wiederholen – der Wiederaufbau steht im Zeichen der Nachhaltigkeit. Geht es nach Lindner, soll das Ahrtal eine Modellregion für schonenden und nachhaltigen Tourismus werden.
Mallorca: Kampf gegen den Massentourismus
Nachhaltigkeit im Tourismus – ist es dafür auf Mallorca schon zu spät? Die Insel ist und bleibt der Deutschen beliebtestes Reiseziel – und wurde in den vergangenen Jahrzehnten vom Massentourismus überrannt. Die Folgen werden in Zeiten des Klimawandels erst richtig deutlich: Extreme Trockenheit und Wassermangel belasten die ohnehin schon ressourcenarme Baleareninsel – mehr als ein Viertel des gesamten Wasserverbrauchs entfällt auf den Tourismus. Kleine Hotels müssen sich Wasser liefern lassen, einige große Hotels versuchen, mit Recyclinganlagen Wasser zu sparen.
Doch die Urlauber soll all das nicht belasten, denn Mallorca ist angewiesen auf den Tourismus. "Gut gemeint, aber lange nicht genug!", kritisiert Margalida Ramis die Bemühungen der Regierung, die Touristenmassen zu regulieren. Mit einer Großdemonstration will die Aktivistin von der Umweltorganisation GOB für ein Umdenken kämpfen.
Grönland: Tourismus statt Bergbau
An kaum einem anderen Ort ist der Klimawandel so deutlich sichtbar wie in Grönland. Manche Bewohner der Insel sehen in der Klimaerwärmung aber auch Chancen: Schmelzende Gletscher machen den Weg frei für den Abbau seltener Erden und anderer wertvoller Rohstoffe – und damit für eine mögliche wirtschaftliche Unabhängigkeit Grönlands von Dänemark. Doch der Abbau schadet der Umwelt und den Menschen.
Kann Tourismus eine klimaschonendere Alternative sein, um die Wirtschaft anzukurbeln? Die selbstverwaltete Regierung setzt auf eine Tourismusoffensive, um die Wirtschaft zu stärken und Einheimischen ganzjährig Beschäftigung zu ermöglichen. An der Tourismusschule im Süden des Landes werden junge Grönländerinnen und Grönländer ausgebildet – und gleich drei neue Flughäfen sollen in den kommenden Jahren die langwierige Anreise auf die arktische Insel vereinfachen.
Die Zahl der Urlauber ist in den vergangenen Jahren bereits enorm gestiegen, aufgrund des Kreuzfahrttourismus sogar um bis zu 80 Prozent. Wird Grönland zum nächsten touristischen Hotspot? Viele Einheimische fragen sich, ob ihre kleinen Siedlungen für die steigende Zahl der Reisenden gewappnet sind – und wie nachhaltiger Individualtourismus gelingen kann.
Tourismus und Klimawandel – ein ambivalentes Verhältnis. "planet e." blickt auf die Herausforderungen von drei ganz unterschiedlichen Reisezielen.
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Team
Ein Film von Andrea Schäfer
Kamera: Marc Nordbruch, Uli Sontag, Christian Stehlin
Schnitt: Marc Nordbruch
Redaktion: Andreas Ewels
Leitung der Sendung: Cathérine Kipp