Brillis für ein Taschengeld. Egal, ob Damen- oder Herrenschmuck: Weniger als 20 Euro kosten Ketten, Ringe, Armbänder, Ohrringe oder anderes Bling-Bling im Schnitt bei großen Modeketten. "planet e." fragt nach, woher sie stammen und wie sie hergestellt werden.
Lieferkette führt nach China
Zwei deutsche Familienunternehmen sind die Platzhirsche auf dem hiesigen Markt: "Bijou Brigitte" und die "beeline group". In ihren Berichten informieren die Händler recht allgemein über kontrollierte Lieferketten und Nachhaltigkeitsversprechen. Auf "planet e."-Anfragen hin zeigen sich die Unternehmen aber sehr verschlossen. Aus strategischen oder aus Wettbewerbsgründen mache man keine Angaben zu den Lieferanten, heißt es da nur. Die weitere Recherche zeigt: Etwas über die Herkunft oder Produktionsbedingungen von Modeschmuck zu erfahren, ist für Kundinnen und Kunden fast unmöglich. "planet e." verfolgt die Spuren der Lieferkette bis nach China. Ein Großteil des Modeschmucks wird dort hergestellt.
Noch billiger als bei den günstigen Modeschmuck-Anbietern geht's im Internet. Die chinesischen Handelsplattformen Temu und SHEIN werden in Deutschland immer beliebter. Hunderttausende Pakete erreichen täglich deutsche Haustüren. Rund 6000 neue Trends kommen allein bei SHEIN jeden Tag hinzu, auch stylisher Schmuck wie schimmernde Ketten, funkelnde Ohrringe und goldene Armreifen.
Sechs-Tage-Woche, zwölf Stunden pro Tag
Vieles davon stammt aus dem chinesischen Yiwu. Die Stadt sei wie ein riesiges Kaufhaus, meint David Hachfeld von der Nichtregierungsorganisation "Public Eye". Er hat sich mit den Arbeitsbedingungen von SHEIN-Produzenten beschäftigt und weiß: In den Fabriken sieht die Realität schon lange nicht mehr glitzernd aus. Viele dort arbeiten rund 70 Stunden pro Woche. In China gibt es dafür ein geflügeltes Wort: "9-9-6". Arbeiten von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends, sechs Tage die Woche. Denn anders würde der Lohn nicht ausreichen.
Billiger Modeschmuck hat also seinen Preis – ebenso wie echter Schmuck. Nur: Den Preis für die günstige Ware zahlen die Arbeiter in den Schmuckfabriken. Und im Zweifelsfall der Kunde auch mit seiner Gesundheit. Denn bei Laboranalysen werden immer wieder giftige Schwermetalle und Chemikalien gefunden. Stoffe, die schwere Allergien auslösen können oder das Krebsrisiko steigern.
Schwermetall im Schmuck
"planet e." lässt Produkte aus dem Einzel- und aus dem Onlinehandel im Labor analysieren. Das Ergebnis ist alarmierend. "Manche der Schmuckstücke bestanden fast vollständig aus Cadmium", meint Dr. Ines Anderie vom Prüf- und Forschungsinstitut in Pirmasens. "Und wenn man bedenkt, dass nur Stichproben untersucht werden, dann muss die Dunkelziffer riesig sein."
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Team
Ein Film von Anna Fein
Kamera: Jaška Klocke / David Sahay / Jens Städer
Schnitt: Julia Hörr / Patrick Hedinger / Mathias Gassen
Redaktion: Birgit Hermes
Leitung der Sendung: Cathérine Kipp