Zu den natürlichen Quellen des Infraschalls gehören zum Beispiel Erdbeben und die Meeresbrandung. Technische Quellen sind – um nur einige zu nennen - Blockheizkraftwerke, Flugzeuge und auch Windenergieanlagen. In den letzten Jahren haben sich Ärzte und Wissenschaftler vermehrt mit Infraschall aus Windenergieanlagen befasst. Denn mit der Energiewende und dem Ausbau der Windkraft nimmt die Belastung aus diesen Quellen zu.
Menschen, die in der Nähe von Windenergieanlagen leben, klagen häufig über Schlafstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen. Nicht selten als verrückt abgetan, bleibt ihnen meist nichts anderes als die Gegend zu verlassen. Denn nach gängiger Meinung sind Frequenzen unter 20 Hertz nicht hörbar und können deshalb auch keinen gesundheitlichen Schaden anrichten.
Wahrnehmung unterhalb der Hörgrenze
Doch ist das wirklich so? Professor Christian-Friedrich Vahl, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz fühlt sich bei einer solchen Argumentation an die frühen Radiologen erinnert, die mit Röntgenstrahlen experimentierten, aber „weil sie die nicht sahen, erst viel später erkannt haben, dass sie Krebs verursachen.“
Aus Medizin und Wissenschaft mehren sich die Hinweise, dass nicht nur einige Tierarten, sondern auch Menschen in der Lage sind, Infraschall unterhalb der Hörgrenze wahrzunehmen. Kein Wunder eigentlich, denn „Infraschall ist eine Energie", erklärt Prof. Vahl, "Und jede Energie hat physikalische Effekte, ob Sie sie nun hören oder nicht.“. Er und sein Team widmen sich seit zwei Jahren der Frage, wie Infraschall die Kraft des Herzmuskels beeinflusst. Zwei Versuchsreihen, in denen sie die akuten Effekte von Infraschall auf menschliche Herzmuskelfasern untersuchten, haben sie bereits abgeschlossen, die Ergebnisse liegen vor: „In beiden Versuchsreihen hat man eine eindeutige Verminderung der Herzmuskelkraft bei Beschallung mit Infraschall-Signalen gesehen.“, so der Herzchirurg. Etwas, das man nicht bewusst wahrnimmt, kann also trotzdem krank machen. Oder zumindest einen Effekt haben.
Das Robert-Koch-Institut hat bereits 2007 auf die mögliche Gefahr durch Infraschall hingewiesen. Ebenso bilanziert die "Machbarkeitsstudie" von 2014 des Umweltbundesamtes, "dass negative Auswirkungen von Infraschall im Frequenzbereich unter zehn Hertz auch bei Schalldruckpegeln unterhalb der Hörschwelle nicht ausgeschlossen sind".
Auswirkungen auf das Gehirn
Untersuchungen von Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) zeigen auch Auswirkungen von Infraschall auf das Gehirn. Sie fanden, dass unterhalb der individuellen Hörschwelle dargebotener Infraschall bestimmte Regionen des Gehirns aktiviert. Interessanterweise Regionen, die an der Verarbeitung von Stress und Konflikten beteiligt sind. Wieso das so ist, ist noch unklar, aber Professor Simone Kühn vom UKE hat eine Hypothese: „Wir haben spekuliert, dass, wenn man etwas bewusst hört und weiß, da ist etwas, kann man es vielleicht besser ausblenden. [...] Aber bei Sachen, die sozusagen so halb wahrnehmbar sind, hat man vielleicht nicht die Direktive zu sagen, das ignoriere ich jetzt.“ Unbewusst Wahrgenommenes versetzt also möglicherweise in Stress, zumindest, wenn es nicht einzuordnen ist. Eine Folgestudie des UKE geht nun der Frage nach, ob sich die Schlafqualität und Leistungsfähigkeit freiwilliger Testpersonen nach vier Wochen nächtlich dargebotenen Infraschalls verändert.
Weltweit durchgeführte Versuche des Militärs, Infraschall als nicht-letale Waffe einzusetzen, sind ein weiteres Indiz dafür, dass dieser tieffrequente Lärm einen negativen Effekt auf Menschen haben kann.
Experten schätzen, dass zwischen zehn und dreißig Prozent der Bevölkerung Symptome durch Infraschall entwickeln.
Unterschiedliche Mess-Methoden
Dennoch gibt es bis heute für den Frequenzbereich unter 20 Hertz keine Mess-Norm, die die Schallbelastung durch Windenergieanlagen ungeschönt darstellen würde. Im Gegenteil: Behördlicherseits wird eine Mess-Norm angewandt, die die Infraschall-Emissionen von Windenergieanlagen zum Teil wegfiltert. Frequenzen unter 8 Hertz werden dabei gänzlich ignoriert. Durch Bündelung von Frequenzen (Terzband-Analyse) werden sogenannte „tonale Spitzen“ weitgehend weggeglättet, das heißt, dass Peaks als solche nicht mehr erkennbar sind.
Wie die Emissionen von Windenergieanlagen im Infraschallbereich wirklich aussehen und wie weit sie reichen, zeigte die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) bereits im Jahr 2004. Der BGR obliegt von deutscher Seite aus die Aufgabe, die Einhaltung des umfassenden Kernwaffenteststopp-Abkommens (CTBT - Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty) zu kontrollieren. Zu diesem Zweck betreibt die Bundesanstalt mehrere Messstationen, von denen zwei Stationen Infraschall registrieren. Um eine Störung der Messung zu vermeiden, ermittelte die BGR den Abstand, den die Messinstrumente von Windenergieanlagen haben müssen, und folgerte: "In der Regel sollte ein Abstand von etwa 20 Kilometern zwischen Station und Windpark eingehalten werden, um eine ungestörte Registrierung und Detektion transienter akustischer Signale zu gewährleisten." Ein Abstand, von dem die Anrainer von Windparks nur träumen dürften.
"planet e." begleitet Wissenschaftler, Ärzte, Ingenieure und Betroffene und konfrontiert Skeptiker mit dem Thema "Infraschall".
Kompliziertes leicht erklärt
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Interview mit Dr. Lars Ceranna, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)
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Interview mit Thomas Myck, Umweltbundesamt (UBA)
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Interview mit Sven Johannsen, Gutachter für Umweltmessungen
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Interview mit Prof. Vahl, Herzchirurg am Universitätsklinikum Mainz
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Mysteriöse Schall-Attacken auf Botschafts-Mitglieder
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Team
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