Die demokratische Insel Taiwan bezeichnet Chinas Staatspropaganda als „abtrünnige Provinz“, die „Wiedervereinigung“ mit dem Festland ist Xis erklärtes Ziel. Wohin führt der Wettstreit des Aufrüstens und wie verändert er die Region und die Menschen?
36 Stunden verbringen wir mit Jimmy Barbaja auf der „Nhikka“, so heißt sein traditionelles Holzboot. Der Fischer ist auf dem Weg zum Sabina Shoal, es ist Teil der Spratly-Inseln und wird von den Philippinen, Taiwan, Vietnam und China beansprucht wird. Doch der Eingang des Riffs wird von sechs Schiffen der chinesischen Küstenwache blockiert. Plötzlich wird ein schwarzer Punkt am Horizont immer größer: „Chinesische Milizen“, ruft Jimmy Barbaja, er kennt die als Fischerboote getarnten para-militärischen Einheiten und macht einen U-Turn.
Für die Menschen im kleinen Fischerdorf Tanmen im Süden Chinas liegt die große Weltpolitik direkt vor der Haustür. Zhong Wenfeng überlässt die rauen Gewässer heute jüngeren Seeleuten. Er hat inzwischen ein Fisch-Restaurant eröffnet. Für ihn ist klar: Die Filipinos sind die Eindringlinge in chinesischem Territorium – und er braucht die Fische und Muscheln von den fernen Südsee-Inseln auch in Zukunft für seine Gäste.
Wenn es ernst wird, will Yagi Ren vorbereitet sein. Stark genug, um mit ihren Kameraden in der ersten Reihe zu stehen und ihr Land zu verteidigen. Deshalb findet sie auch in ihrem eng getakteten Kasernen-Alltag noch Zeit, um Klimmzüge zu trainieren. Die 24-Jährige gehört zur ersten Marine-Einheit Japans seit dem Zweiten Weltkrieg. Sie nimmt uns mit zu einer Übung, bei der sie aus einem Helikopter ins Meer springt, denn ihre Einheit trainiert, die mehr als 6.000 Inseln Japans zu verteidigen und notfalls zurückzuerobern.
Die Angst vor dem „Aggressor China“ verbindet plötzlich Staaten und Einwohner, die bislang eher eine konfliktreiche Vergangenheit verband. Wie die Menschen in den Anrainer-Staaten mit der drohenden Gefahr umgehen, zeigt die bildstarke und unterhaltsame Dokumentation in China, Japan, Taiwan und den Philippinen. Den Autorinnen Elisabeth Schmidt und Miriam Steimer gelingt es auf einfühlsame Weise, die sehr persönlichen Geschichten in große geostrategische Zusammenhänge einzubetten.