Was ist dran an Erzählungen über ein verborgenes Volk auf Island und über Elfenwesen, die zwischen Geysiren, Gletschern und Lavagestein die Insel weit im Norden bevölkern sollen? Auf der Suche nach sagenhaften Orten und rätselhaften Vorkommnissen zeigt der Film, was es mit dem verborgenen Volk auf Island auf sich hat. Ist der Glaube an übernatürliche Wesen pure Elfenromantik oder steckt in Wahrheit ein Naturschutzgedanke darin?
Angeblich haust das Huldufolk, wie die Elfenwesen genannt werden, verborgen in Felsenkonstellationen. Und wenn in Island Straßenbauarbeiten scheitern, werden oft die unsichtbaren Nachbarn verdächtigt. Gleichzeitig soll das Huldufolk aber auch Hebammen bei Geburten unterstützen. So gibt es zahlreiche Geschichten: Ob Jung oder Alt, fast jeder Isländer kennt sie.
Durch die Natur gezwungen
Im neunten Jahrhundert besiedeln Iren, Schotten und Norweger eine unbewohnte Vulkaninsel - Island. Die gewaltigen und unvorhersehbaren Naturphänomene konnten sich die Siedler nur mit übernatürlichen Wesen erklären. Aus dem Glauben von damals sind Volkssagen entstanden, die mittlerweile ein eigenständiges Leben führen.
Mit diesem kulturellen Erbe beschäftigt sich auch Terry Gunnell, Professor für Folkloristik an der Universität Island. Die Bauernhöfe der ersten Siedler waren wie kleine Kommunen aufgebaut, in denen man sich nach getaner Arbeit Geschichten erzählte. Laut Gunnell verbreiteten sich diese im ganzen Land, da die Isländer durch die Natur gezwungen wurden, ständig weiterzuziehen. In den vergangenen Jahren registriert Gunnell außerdem ein gesteigertes Interesse von Touristen und ausländischen Medien an diesem Kulturgut. Er vermutet, dass dies mit dem Verlust des Mysteriösen und Wundervollen in ihrer eigenen Welt zu tun hat.
Geschichten Islands das wertvollstes Erbe
Eine ähnliche Erfahrung macht auch Ragnhildur Jónsdóttir während ihrer sogenannten Elfentouren. Seit ihrer Kindheit besitzt sie die Gabe, das verborgene Volk zu sehen. Für sie ist Natur mehr als nur ein Lebensraum des Menschen. Sie glaubt, dass man von den unsichtbaren Nachbarn viel lernen könne. Mit ihren Geschichten will sie die Vorstellungskraft der Touristen fördern und deren Bewusstsein gegenüber ihrer Umwelt schärfen.
Auch für die Lehrerin Solveig Thorbergsdóttir ist das Miteinander von Mensch und Natur ein wichtiges Thema. In Island habe es weder Gold noch Edelsteine gegeben. Aus diesem Grund sind für sie diese Geschichten Islands wertvollstes Erbe. Von ihnen können ihre Schüler und sie zudem viel über die Vergangenheit ihres Landes lernen.
Volkssagen gibt es überall auf der Welt. Aus dem Alltag sind sie heutzutage so gut wie verschwunden. Auf Island ist das anders. Der Film zeigt, wie nicht nur die Isländer von mythenumwobenen Geschichten lernen können. Ein Beispiel für gelebte Kulturgeschichte, die nicht wie ein altes Märchenbuch im Regal verstaubt.