In einigen Fällen hatten die Ermittler Erfolg: Anschläge des IS-Ablegers ISPK wurden vereitelt, mutmaßliche Terroristen festgenommen. "Die Spur" folgt den Islamisten und deckt ihre Motive und Rekrutierungsmethoden auf.
Die Recherche der Autoren Carl Exner und Candan Six-Sasmaz beginnt in Nordrhein-Westfalen, in Duisburg. Dort nimmt die Polizei im Oktober 2023 einen Mann fest. Ihm wird vorgeworfen, einen Anschlag im Namen des IS geplant zu haben. Sein mutmaßliches Ziel: eine pro-israelische Demonstration. Das Brisante dabei: Der Verdächtige galt als Aussteiger aus der IS-Szene. Die Journalisten reden mit Freunden des Terrorverdächtigen, nehmen mit den deutschen Geheimdiensten Kontakt auf und begeben sich undercover auf Veranstaltungen. Dabei stellen sie fest: Islamistische Terrornetzwerke haben eine neue Strategie, Anhänger zu werben.
Für ihre Hass- und Gewaltvideos nutzen die radikalen Islam-Influencer verstärkt die sozialen Medien. Werbung für den IS gelangt so direkt in Kinder- und Jugendzimmer. "Insbesondere die jüngere Generation ist in den Fokus der Propaganda gerückt", sagt Lars Rückheim vom Bundeskriminalamt. Einblicke in Chatgruppen zeigen, wie IS-Sympathisanten Mordfantasien an Jüdinnen und Juden verbreiten. Einige der Spuren führen nach Afghanistan, wo sich der IS-Ableger "Islamischer Staat Provinz Khorasan" (ISPK) seit Jahren ausbreitet. Der ISPK beunruhigt die deutschen und ausländischen Nachrichtendienste. Fast alle versuchten Anschläge seit 2023 in Europa werden diesem IS-Ableger zugeordnet. Aktuell gilt er als die gefährlichste islamistische Gruppierung. Auch zu dem großen Terrorüberfall in Moskau am 22. März 2024 hat sich der ISPK bekannt. Deutschland und andere europäische Länder verschärfen die Sicherheitsmaßnahmen. Die Furcht vor weiteren Anschlägen, gerade bei Großveranstaltungen wie Fußballspielen, wächst.
Die deutschen Sicherheitsbehörden stehen vor großen Herausforderungen. Erstmals öffnet das Gemeinsame Terrorismusabwehrzentrum (GTAZ) von Bund und Ländern in Berlin seine Türen für ein Fernsehteam. Dort laufen viele der Informationen über den internationalen islamischen Terrorismus zusammen, und auch dort wird die deutsche Islamisten-Szene genau beobachtet.
Die Reporter sprechen mit Terrorismus-Experten, Ermittlern und politisch Verantwortlichen. "Wir haben eindeutig ein Problem mit islamistischem Terrorismus", sagt NRW-Innenminister Herbert Reul, in dessen Bundesland ein großer Teil der islamistischen Szene zu Hause ist. Über allem steht die Frage: Wie groß ist die Terrorgefahr in Deutschland?
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Stab
- Kamera - Anton Klimenko, Hannah Schwaiger, Michael Haesters