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Wilhelm und die Welt

Zwischen Größenwahn und Depression

Kaiser Wilhelm II. entpuppt sich als selbstverliebter, prunksüchtiger Monarch. Für die Mehrheit des deutschen Bürgertums aber wird er zum Sinnbild eigenen Strebens nach Glanz und Größe.

Videolänge:
43 min
Datum:
25.11.2008
:
UT
Verfügbarkeit:
Video verfügbar bis 25.11.2028

Das Deutsch Reich zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Zu klein, um über andere zu herrschen und zu groß für die Balance der Mächte in Europa. Weltmacht sein, das will Kaiser Wilhelm II. Viele im Volk halten diesen Kaiser für den idealen Repräsentanten. Es ist die Zeit der Pickelhauben und Paraden.

Wilhelm will im Konzert der Weltmächte mitspielen. Zwar sind die Kolonien weitgehend verteilt, doch der Kaiser klaubt die letzten kolonialen Krümel im Pazifischen Ozean auf. Wilhelm sieht sich als ein Alleinherrscher im Reich, obwohl es einen Kanzler und ein Parlament gibt. Für ihn ist jeder Deutsche, der ihn und damit die Nation kritisiert, ein schlechter Patriot. Sein Verhältnis zur Arbeiterschaft ist gespalten. Industriearbeiter beginnen sich zu organisieren und fordern eine politische Vertretung. Dafür steht die SPD. Für Wilhelm sind Sozialdemokraten, "eine Rotte von Menschen, nicht wert den Namen Deutscher zu tragen". Innenpolitisch droht dem Kaiserreich die Spaltung.

Diplomatisches Geschick zählt nicht zu Wilhelms Stärken. Berüchtigt ist seine "Hunnenrede": Im Sommer 1900 kommt es in China zum "Boxeraufstand" gegen die westlichen Kolonialherren. Jetzt will Wilhelm den Europäern zeigen, wie man sich Respekt verschafft. Beim Abschied deutscher Truppen, die den Aufstand niederschlagen helfen sollen, fordert er seine Soldaten zu brutalem Vorgehen auf: "So wie die Hunnen." Seine Worte gehen um den Erdball und prägen das Bild der Deutschen in der Welt. In Berlin regt sich bald Kritik am persönlichen Regiment des Kaisers.

Wettrüsten im Flottenbau mit England

Die Marine hatte es Wilhelm schon als Kind angetan. Seit 1906 liefern sich Deutschland und England im Flottenbau ein beispielloses Wettrüsten. England sieht sich und das europäische Gleichgewicht bedroht. Es hat mit Frankreich und Russland Allianzen gebildet. Deutschland gerät zwischen zwei Fronten.

Als am 28. Juni 1914 ein serbischer Nationalist den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau erschießt, eskaliert die Lage: Österreich will mit den Serben abrechnen und seine Vorherrschaft auf dem Balkan sichern. Deutschland steht Österreich im Krieg zur Seite. Am 29. Juli 1914 eröffnen österreichische Geschütze die Kanonade auf Belgrad. Europa taumelt in den Krieg: die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Der technische Fortschritt macht diesen Krieg zu einem Massensterben.

Abschied des Kaisers

Im Sommer 1918 ist das deutsche Heer am Ende und im September erklärt die Heeresleitung, die Fortführung des Kampfes sei aussichtslos. Wilhelm muss dem parlamentarischen Regierungssystem zustimmen, um die Friedensverhandlungen mit den Westmächten zu erleichtern. Fast über Nacht erhält das deutsche Volk eine Demokratie.

Wie ein Flächenbrand breitet sich in dieser Phase die Novemberrevolution in ganz Deutschland aus. Der Aufstand erreicht Berlin. Die Reichsregierung unter dem neuen Kanzler Max von Baden fürchtet eine Revolution wie in Russland und bittet den Kaiser abzudanken. Der befindet sich an diesem Tag in seinem Hauptquartier in Belgien und weigert sich bis zuletzt, auf den Thron zu verzichten. Auf Druck der Straße verkündet der Kanzler am Mittag des 9. November der Welt eigenmächtig die Abdankung des deutschen Kaisers.

Geburt der Republik

Der Druck der Straße beseitigt das Kaisertum. Am 9. November ruft Philipp Scheidemann die erste deutsche Republik aus. "Der Kaiser hat abgedankt, er und seine Freunde sind verschwunden. Über sie alle hat das Volk auf der ganzen Linie gesiegt. Das Alte und Morsche, die Monarchie ist zusammengebrochen. Es lebe das Neue! Es lebe die deutsche Republik!"

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