Mitte des 19. Jahrhunderts: Noch immer sind die Deutschen nicht in einem Staat geeint. Der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck will das ändern. Nicht mit Parlamenten oder durch Mehrheiten, sondern wie er sagt, "mit Blut und Eisen".
Berlin am 7. Mai 1866: Der 22-jährige Student Ferdinand Cohen-Blind will den drohenden Krieg gegen Österreich verhindern, bei dem auf beiden Seiten Deutsche stehen. Cohen-Blind sieht dafür nur eine Lösung: Er muss den Mann beseitigen, der für die meisten Deutschen die treibende Kraft für den Krieg ist: Bismarck. Doch das Attentat misslingt. Bismarck wird zwar von mehreren Kugeln getroffen, doch seine dicke Kleidung dämpft ihre Wucht und die Feuerkraft der Pistole ist zu schwach.
Preußen und Österreich dominieren
Deutschland besteht in dieser Zeit aus über 30 unabhängigen Staaten, die sich im Deutschen Bund zusammengeschlossen haben. Den Ton geben die Großmächte Österreich und Preußen an. Als sich Preußen die Herzogtümer Schleswig und Holstein gegen Österreichs Willen einverleiben will, kommt es zur Machtprobe. Wer hat das Sagen in Deutschland? Österreich oder Preußen?
Die Entscheidung ob Krieg oder Frieden fällt am 14. Juni 1866 in Frankfurt am Main, dem Sitz des Deutschen Bundes. Österreichs Antrag das Bundesheer gegen Preußen mobil zu machen wird angenommen. Preußen betrachtet diese Abstimmung als Kriegserklärung und erklärt seine Mitgliedschaft im Bund für nichtig. Das bedeutet das Ende des Deutschen Bundes, weil die Staaten das tun, was der Bund verhindern sollte: Krieg gegeneinander führen.
Preußens Trumpf
In der Schlacht von Königgrätz gegen Preußen entgeht die Armee Österreichs und seiner Verbündeten knapp der völligen Vernichtung. Die Preußen spielen ihren Trumpf
aus: das preußische Zündnadelgewehr, der erste gut funktionierende Hinterlader. Damit können preussische Soldaten schneller und im Liegen nachladen, dabei in Deckung bleiben. Ein tödlicher Vorteil gegenüber den mit Vorderladern bewaffneten Österreichern. Der Kampf um die Vorherrschaft im Deutschen Reich ist im Sinne Bismarcks geregelt.
Deutschland und Österreich gehen fortan getrennte Wege. Österreich wird förmlich aus der deutschen Geschichte gedrängt. Der Sieg über Österreich macht Bismarck zum Triumphator. Sein Sieg ist dem preußischen Vaterland ein Denkmal wert: Die Siegessäule in Berlin.
Vorstufe zum geeinten Deutschland
Der Norddeutsche Bund von 1866 - unter preußischer Führung - ist die Vorstufe zum geeinten Deutschland wenige Jahre später. Die südlichen Länder wie Bayern, Baden und Württemberg bleiben zunächst außen vor.
Das ändert sich mit dem Krieg gegen Frankreich 1870. Der gemeinsame Gegner schmiedet die Deutschen zusammen und eint die Nation. Die erfolgreiche Schlacht von Sedan wird später zu einem deutsch-nationalen Mythos erklärt. Im Januar 1871 hebt Bismarck - im Schloss von Versailles - den preußisch-deutschen Nationalstaat aus der Taufe. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte leben die Deutschen vereint in einem Nationalstaat mit einer gemeinsamen Hauptstadt: Berlin. Bismarck ist "Reichskanzler" des neuen Deutschen Reiches. Doch das von ihm geschaffene Reich war zu groß für das harmonische Konzert der Mächte in Europa und zu klein, um über sie zu herrschen.
Die Bilanz
Die Gesamtbilanz von Bismarcks Innenpolitik fällt gemischt aus. Auf der einen Seite stehen die Schaffung einer modernen Volksvertretung sowie der Beginn des Sozialstaats mit Kranken-, Unfall- und Rentenversicherung. Auf der anderen Seite kämpft Bismarck gegen Sozialdemokratie und katholische Kirche. Die äußere Einigung glückte dem Kanzler Bismarck - die innere verzögerte er.