Der fleischlose Konsum ist die richtige Entscheidung für den Klimaschutz, so Klimaphysiker Carl Friedrich Schleussner. Essen sei heutzutage klimapolitisch. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat klar gemacht, dass die Deutschen mit 60 Kilo Fleisch das Doppelte der empfohlenen Menge pro Jahr essen. Das hat nicht nur ungünstige Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen, sondern auch auf das Klima.
Ein wichtiger Treiber der Klimaerwärnung sei die industrielle Fleischwirtschaft, so Carl Friedrich Schleussner von der Humboldt Universität zu Berlin: „Ungefähr ein Drittel der Erwärmung, die wir heute sehen, ist von Methan, dem insgesamt zweitwichtigsten Treibhausgas, verursacht worden und davon wiederum ein Drittel des Methanausstoß aus der letzten Dekade kommt aus der Viehwirtschaft.“
Fleischproduktion mit hohem Ressourcenverbrauch
Methan sei ein sehr potentes Treibhausgas, das sehr viel mehr zur globalen Erwärmung beitrage als CO2. Weltweit würden mehrere Milliarden Tiere gehalten und allein dabei fielen Emmission im großen industrielen Maßstab an. „Es gibt keine natürliche Dimension von Viehhaltung. Wir haben Tiere gezüchtet und halten die in extrem großen Mengen, was mit einer natürlichen Weidewirtschaft nicht mehr so viel zu tun hat.“ Ein Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und der Denkfabrik Chatham House problematisiert ebenfalls eine industrielle Landwirtschaft, die auf Monokulturen setze. Der Fleischatlas des BUND von 2018 hat den ökologischen Fußabdruck in Zahlen ausgedrückt. Ein Kilogramm Schweinefleisch beansprucht 12 Quadratmeter Nutzfläche und 6000 Liter Trinkwasser, wohingegen die Produktion von einem Kilogramm Kartoffeln lediglich 1,4 Quadratmeter Fläche und 210 Liter Trinkwasser beanspruche.
Fleisch Teil eines größeren Problems
Fleischproduzenten wie Harm Böckmann vom Niedersächsichen Schlachthof BRAND QUALITÄTSFLEISCH widersprechen der Behauptung, dass eine fleischlose Ernährung den Klimawandel aufhalten könne. Fleisch sei einfach ein Teil einer riesengroßen Gleichung: „Der Mensch an sich ist einfach ein Klimakiller geworden. Wir leben alle in größeren Wohnungen, wir fahren größere Autos, wir fliegen öfter in den Urlaub, wir haben viel mehr Plastikmüll. Und ja, wir essen auch bestimmt mehr Fleisch als früher. Und wenn man das Klima retten will, dann kann man am Fleischkonsum anfangen und muss das auch, aber man muss auch an den ganzen anderen Punkten anfangen.“
Junge Menschen essen weniger Fleisch
Während die Fleischindustrie offenbar weiterhin auf Effizinezsteigerung und mehr Produktivität setzt, scheinen sich immer mehr junge Menschen vom Fleischkonsum zu verabschieden. Laut dem BUND Fleischatlas von 2021 lehnen 70 Prozent der 15 bis 29-Jährigen die Fleischproduktion in Deutschland in ihrer jetzigen Form ab. Vierzig Prozent der Befragten geben an, wenig Fleisch zu essen und 13 Prozent ernähren sich ausschließlich vegetarisch oder vegan – doppelt so viele wie im Gesamtdurchschnitt der Bevölkerung. „Es ist viel effizienter, Pflanzen zu konsumieren, statt die Pflanzen erst Tieren zu geben und das Wasser erst zu geben, um dann später das Fleisch und tierische Produkte zu konsumieren. Das heißt, ökologisch sinnvoller ist die fleischlose Ernährungsweise“, erklärt Myriam Rapior vom Bundesvorstand des der BUND JUGEND.